Valeria Pachner spielt in "Glaube Liebe Hoffnung"

Valeria Pachner spielt im Residenztheater die Hauptrolle in David Böschs Neuinszenierung von Horváths Drama „Glaube Liebe Hoffnung“
Robert Braunmüller / TV/Medien |
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Valeria Pachner in "Glaube Liebe Hoffnung" im Residenztheater.
3 Valeria Pachner in "Glaube Liebe Hoffnung" im Residenztheater.
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3 Valeria Pachner in "Glaube Liebe Hoffnung" im Residenztheater.
Valeria Pachner in "Glaube Liebe Hoffnung" im Residenztheater.
3 Valeria Pachner in "Glaube Liebe Hoffnung" im Residenztheater.

Wer bereit ist, seine eigene Leiche für Geld zu verkaufen, der muss ziemlich verzweifelt sein. Elisabeth in Ödön von Horváths „Glaube Liebe Hoffnung“ geht jedenfalls zu einem anatomischen Institut, um sich mit dem Vorab-Verkauf ihres toten Körpers einen Wandergewerbeschein leisten zu können. Sie hat sich strafbar gemacht, weil sie ohne Schein gearbeitet hat, und steckt so in einer Spirale aus Bürokratie und Spießbürgerlichkeit, die nur immer weiter nach unten führen kann.

Typische Horváth-Melancholie also, die Tristesse des einfachen Menschen, die man nun in der Inszenierung von David Bösch im Residenztheater erleben darf? Nein, meint Hauptdarstellerin Valerie Pachner, so simpel sei das nicht: „Elisabeth ist kein armes Hascherl“, meint die 29-jährige Österreicherin, „sondern sie hat eine enorme Kraft und sucht Wege, um sich selbst zu retten.“

„Pflicht ist Pflicht“ lautet das Motto des Polizisten Alfons, mit dem Elisabeth eine Beziehung eingeht – weil sie sich von ihm Sicherheit erhofft, aber auch aus einer Zuneigung heraus: „Vielleicht sind sie auch zusammen, um nicht alleine sein zu müssen. Was ich aber nicht für falsch halte: Damals wie heute geht man doch eine Beziehung mitunter aus praktischen Gründen ein – und kann vielleicht trotzdem sagen, dass man sich gegenseitig mag“, findet Pachner.

Steile Filmkarriere

Dass der Weg Elisabeths dennoch unwiderruflich zur Leiche führt, deutet schon Horváths Untertitel an: Einen „kleinen Totentanz in fünf Bildern“ nannte er das 1932 veröffentlichte Stück, das er mit dem Gerichtsreporter Lukas Kristl verfasst hatte. Nah am Realen zeichnet es das Porträt einer kämpferischen Frau in einer starren Gesellschaft – womit sich ein Bogen zu den anderen Rollen schlagen lässt, die Valerie Pachner zuletzt, gerade vor der Kamera, gespielt hat.

Als Wally Neuzil ist sie ab dem 17. November im Kinofilm „Egon Schiele: Tod und Mädchen“ zu sehen. Nicht nur stand Wally ihrem Geliebten Egon Schiele Modell (und wurde dafür von ihm bezahlt), sondern verhandelte für ihn mit Galeristen: „Sie muss also auch taff gewesen sein“, meint Pachner. Und wenn Schiele sich kalt für die Hochzeit mit einer anderen Frau entscheidet, wird ihre Wally zum Mitgefühl erregenden Pulsgeber des Films.

Im Sommer drehte sie zudem unter der Regie von Terrence Malick das Drama „Radegund“ über den österreichischen Landwirt Franz Jägerstätter. Der sprach sich öffentlich gegen das Nazi-Regime aus, verweigerte den Kriegsdienst und wurde 1943 wegen „Wehrkraftzersetzung“ hingerichtet. Als Jägerstätters Frau Franziska verkörpert Pachner erneut eine Frau, die ihren Mann (August Diehl) leidenschaftlich unterstützte. Über dem Projekt hängt das übliche Schweigegelübde, Pachner schweigt gewissenhaft, aber man kann schon ahnen, dass sich für sie dank Malick, der Filme wie „The Thin Red Line“ gedreht hat, weitere Türen zum internationalen Kino öffnen werden.

Starke Frauen

Insgesamt lief Pachners Karriere rasant in den letzten Jahren: Ihre Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar hatte sie noch gar nicht ganz vollendet, da bekam sie schon ein erstes Engagement am Residenztheater, spielte in „räuber.schuldengenital“ mit und wurde seit der Spielzeit 2013/2014 ins Ensemble aufgenommen. Eine kleine Rolle hatte sie in „Orest“ – unter der Regie von David Bösch, dessen Ideenreichtum sie nun erneut bei der Arbeit am Horváth schätzt.

Zu ihren Rollen am Resi gehört Irina, die als Jüngste von Tschechows „Drei Schwestern“ am intensivsten vom Ausbruch gen Moskau träumt. Pachner selbst entdeckte die Schauspielerei als Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern, fern der dörflichen Gemeinschaft ihrer Kindheit. Geboren wurde sie im oberösterreichischen Wels, wuchs dann im 3000-Seelen-Dorf Bad Schallerbach auf. In Graz absolvierte sie einen ersten Schauspielworkshop, in Linz spielte sie am Landestheater im Jugendclub: „Dort hatte ich das Gefühl, hinzugehören, was ich in dem Alter eher selten erlebte.“

Nach dem Gymnasium verbrachte sie ein Jahr als Helferin bei kulturellen Projekten in Honduras, um dann in Wien „Internationale Entwicklung“ zu studieren. Zum Vorsprechen am Max-Reinhardt-Seminar ging sie nur deshalb, weil sie nicht später bereuen wollte, es nicht wenigstens einmal dort versucht zu haben – die Lust am Theater war einfach nicht abgeebbt. Prompt wurde sie genommen.

Als schüchtern bezeichnet sich Valerie Pachner und wirkt dabei so gar nicht zurückhaltend. Die Bühne empfindet sie als „klaren Raum, in dem alles, was man sagt, über einen hinausweist. Das ist schön, gerade bei einem Horváth-Text: Die schweben, diese Sätze, und sind größer als man selbst.“

Residenztheater, Premiere heute, Sa, 22. Oktober, 19.30 Uhr, Karten 2185 1940

 

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