Und das Herz bumpert ohn’ Unterlass

Rolando Villazón und Sonya Yoncheva in Giuseppe Verdis „La Traviata“ an der Bayerischen Staatsoper
von  Christa Sigg

Ach, das Herz! Gestenreich schmachtet Rolando Villazón seine Kameliendame an. Bei jeder Gelegenheit. Und am Ende, vor dem Vorhang, gibt’s natürlich wieder die bumpernde Hand am Herzen. Dass der Mexikaner in Deutschland auf den Clown abonniert ist, beklagt er gerne. Allerdings tut Villazón auch einiges dafür – wie jetzt in Verdis „Traviata“ an der Bayerischen Staatsoper.

Gut 20 Jahre hat Günter Krämers konventionell brave Inszenierung auf dem Buckel, weder Violetta, noch ihr Galan müssen kopfüber vom Kronleuchter japsen und können sich ganz aufs Kerngeschäft konzentrieren. Was Villazón gut tat. Sein unter Dauerstrom stehender Alfredo kostet zu viel Kraft, obgleich er das Haushalten wenigstens ansatzweise gelernt hat. Mit samtiger Mittellage umgarnt er die Angebetete, in der Höhe wird’s eng, aber das geht im Duett mit der ziemlich vital siechenden Sonya Yoncheva eh unter.

Die vor allem für Verdi engagierte Bulgarin windet sich problemlos, doch zuweilen mit leichten Schärfen durch die Koloraturen, das Timbre ist Geschmacksache. Aber die Yoncheva schafft alle, selbst das solide bis beschwingt agierende Staatsorchester, das unter Pietro Rizzo auch auf die Forte-Tube drücken durfte. Der Chor bestach nicht durch Präzision, dafür passte der Rest – von Rachel Wilson bis Tareq Nazmi. Und Leo Nucci als kantig-trockener Senior Germont läuft sowieso längst außer Konkurrenz.

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