Udo Jürgens Musical endlich in München
Das Musical "Ich war noch niemals in New York" begeistert das Münchner Publikum
Warum ist man darauf nicht früher gekommen? Die Verbindung von Udo Jürgens und „Traumschiff“ ist eine sichere Bank, oder, wie man in Bayern sagt, a gmahde Wiesn. Acht Jahre nach dem glanzvollen Stapellauf in Hamburg hat „Ich war noch niemals in New York“ auch in München angelegt.
Für das operettige Musical wob der österreichische Autor Gabriel Barylli, der mit Beziehungskomödien wie „Butterbrot“ und „Honigmond“ bekannt wurde, einen Plot aus Liebe, Generationenkonflikt und milder Gesellschaftskritik. Schauplatz ist ein Luxusliner auf dem Weg zwischen Hamburg und New York. An Bord sind auch 20 Hits von Udo Jürgens. Die Geschichte und vor allem die eigens komponierten musikalischen Arrangements segnete der Ende vergangenen Jahres gestorbene Jürgens höchst persönlich ab.
Das Musical dreht sich um die Lebensfrage „Was wichtig ist“
Für den ganz großen Glamour sorgen im Deutschen Theater, zumindest im Oktober, die Kessler-Zwillinge. Erstmals aber sind sie nicht gemeinsam auf der Bühne zu sehen. Im abendlichen Wechsel spielen sie Maria, die im Altersheim lebt und sich dort in den lebenslustigen Otto (ein Bild von einem nettem Opa: Gunter Sonneson) verliebt.
Die beiden tun sich für eine Schiffsreise nach New York zusammen. Beim Versuch, das zu verhindern, trifft seine Tochter und viel beschäftigter Talkshow-Star Lisa (ebenso kraftvoll wie zart: Sarah Schütz) auf Ottos Sohn Axel (Gute-Laune-Bär mit Herz auf dem rechten Fleck: Karim Khawatmi), einem Fotograf mit Geländewagen, sowie dessen Sohn Florian.
Die Kessler-Zwillinge stehen nur im Oktober auf der Münchner Bühne
Zur München-Premiere stand Ellen Kessler auf der Besetzungsliste und beeindruckte mit unverändert starker Bühnenpräsenz. Nicht mehr so glanzvoll ist ihre Gesangstimme, aber es ist genau die Brüchigkeit, die anrührt und ihre Maria mit der Aura eines gelebten Lebens umgibt. Nicht umsonst ist es der Song „Was wichtig ist“, der sich als roter Faden durch den Abend zieht. Die Senioren-Hymne „Mit 66 Jahren“ aber singt der Jüngste: Der kleine Nahuel spielt sich als cooles Gscheithaferl Florian in die Herzen der gleichfalls textsicher mitsingenden Zuschauer.
Das ist eine der Qualitäten sowohl des Librettos als auch der straffen und perfekt organisierten Inszenierung von Carline Brouwer, zu der auch die begeisternden Choreographien von Kim Duddy gehören: Der Abend ist keine bloße Udo-Jürgens-Revue, sondern überrascht mit der Pfiffigkeit, mit der die Lieder in die Story montiert sind. Es gibt Überraschungen: Der Klassiker „Griechischer Wein“ erzählt dann plötzlich von einer schwulen Romanze.
Vier Millionen hingerissene Zuschauer können sich wohl nicht irren, ob in München, Berlin oder Tokio. Bisher aber noch niemals in New York.
Deutsches Theater, bis 3. Januar dienstags bis sonntags 19.30 Uhr, samstags und sonntags auch 14.30 Uhr, Tel. 552344444