Kritik

Tony und Max Uthoff: Die Geburt eines Dreamteams

Toni und Max Uthoff begeistern mit ihrem Programm "Einer zuviel" im ausverkauften Leo 17
Mathias Hejny |
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Tochter Toni und Vater Max Uthoff machen nun gemeinsam Kabarett.
Roland Schmidt 2 Tochter Toni und Vater Max Uthoff machen nun gemeinsam Kabarett.
Tochter Toni und Vater Max Uthoff machen nun gemeinsam Kabarett.
Foto: Roland Schmidt 2 Tochter Toni und Vater Max Uthoff machen nun gemeinsam Kabarett.

Klassisch das Bühnenbild: Zwei Barhocker im leeren Raum. Mehr braucht es nicht zum Kabarett für zwei. Der Abend beginnt mit einem Solo von Max Uthoff, wie gewohnt virtuos pointiert, bis jemand im Saal laut und schlecht gelaunt unterbricht. Es ist Toni Uthoff, die Tochter des Künstlers, die die Bühne entert und aus dem Horror der Weltpolitik ("Die Nacht der leitenden Reichen") wird umstandslos ein atemberaubend ausgetragener Clash der Generationen.

Der 57-jährige Vater und seine 17-jährige Tochter schenken sich nichts, und beschenkten damit das Premierenpublikum im restlos ausverkauften Leo 17 mit prallem Leben und zwei ebenso gegensätzlichen wie unerschrockenen Positionen zur Weltlage. Die Familie mit ins Boot des kleinkünstlerischen Business zu holen, muss nicht in jedem Fall gut gehen, aber hier wurde man Zeuge der Geburt eines Dreamteams.

"Warum entscheiden Leute über meine Zukunft, die keine haben?"

"Einer zuviel", der Titel des Programms, bezieht sich daher nicht auf die Besetzung der Show, sondern auf einen ausgesucht schlichten Fast-Schlussgag, den Toni selbst kommentiert: "Das war jetzt einer zu viel." Bis dahin war nichts zu viel, sondern ganz und gar genau richtig wie Tonis erbarmungslos Zusammenfassung ihrer Situation: "Ein Viertel der Wähler ist über 70. Warum entscheiden Leute über meine Zukunft, die selbst keine mehr haben?"

Natürlich ist der alte weiße Mann, der für das verantwortlich ist, was die Kinder jetzt vorfinden, auch hier der Lieblingsfeind, wobei man sich nach leidenschaftlichem Diskurs darauf einigt, dass es in Wirklichkeit um den "reichen alten weißen Mann" gehe. Dabei haben beide nicht nur den sarkastische Schalk, sondern auch den Faust im Nacken.

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Was für den Endfünfziger mit Abitur Weltliteratur ist, ist für den Teenie der Generation Z die Verherrlichung einer Vergewaltigung, begangen von einem frustrierten Akademiker ("Augen auf bei der Berufswahl!") an einem 14-jährigen Mädchen. So schonungslos geht Toni Uthoff auch mit sich selbst um und berichtet vom Scheitern am Bildungssystem mit Schulabbruch in der achten Klasse und ihren Leiden an den lange nicht diagnostizierten Depressionen.

Energisch wird sie dabei sekundiert vom Vater, der sich aus diesem Anlass mit Jugendpsychiatrie beschäftigte und schlimme Zustände vorfand. Zur Illustration erinnert Uthoff an den Film "Einer flog über das Kuckucksnest". Nach der Pause erinnern Max & Toni an den Anfang von "2001: Odyssee im Weltraum" und spielen zu den Fanfaren von "Also sprach Zarathustra" die prähistorische Primatenhorde, um den Aufstieg von Donald Trump und J. D. Vance darzustellen.

Frecher Nonsense und aggressiver Spott

Diese Lust am Spielen durchzieht den ganzen Abend, und alles ist hochfein und doch unauffällig inszeniert. Wie von selbst gleiten die Stilmittel wie frecher Nonsens, aggressiver Spott, sprudelnder Dialog und nachdenklich ans Eingemachte gehender Monolog ineinander. Toni Uthoff ist von Beginn an nicht einfach nur der Sidekick des berühmten Papas, sondern beide sind vom ersten Moment an auf gemeinsamer Augenhöhe.

Dann geht es um Segen und Fluch der KI, die Herausforderungen der sozialen Netze für das minderjährige Nutzervolk, die sexuellen Übergriffe, denen zumindest sprachlich schon 13-Jährige auf der Straße ausgeliefert sind und die gerade wieder in einem Rollback befindliche toxische Maskulinität oder die unterschiedlichen Qualitäten von Pornofilmen. Das Motiv für den Auftritt legt sie offen: "Damit mir die Leute mal zwei Stunden lang zuhören."

wieder im Lustspielhaus, 24., 25., 29., 30. Juli 2025, 20 Uhr, Telefon 344974

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