Neuanfang: Was Christian Stückl diesen Sommer ins Oberammergauer Passionstheater bringt
Es gibt tatsächlich noch gute Nachrichten aus der von Einsparungen gebeutelten Kultur! Im Oberammergauer Passionstheater wird es dieses Jahr wieder einen Kultursommer mit einer Neuinszenierung, dem traditionellen "Brandner-Kaspar"-Gastspiel und dem Heimatsound Festival geben.
Und nicht nur das: Erstmals gibt es auch ein wenig Planungssicherheit für Regisseur Christian Stückl und sein Team. Wie der Oberammergauer Bürgermeister Andreas Rödl bei der Pressekonferenz im Münchner Volkstheater verkündet, hat die Gemeinde dem Passionstheater eine Vier-Jahres-Förderung zugesichert. Das heißt, auch die nächsten Theatersommer sind in trockenen Tüchern. Rödl bezeichnet die Kultur als "Säule der Gesellschaft" und dankt dem Passionstheater-Team für sein Engagement, das zum großen Teil ehrenamtlich erfolgt.
Trainingslager für die kommende Passion
Christian Stückl freut sich, dass der Theatersommer so wieder fester Bestandteil der Oberammergauer Kultur werden kann. Nach Corona war alles aus dem Rhythmus geraten, 2023 gab es einen Neuanfang mit William Shakespeares "Julius Cäsar" – "kein einfaches Stück", wie Stückl einräumt. Im vergangenen Sommer musste die geplante Inszenierung "Der Rebell", die Geschichte des bayerischen Hiasl, abgesagt werden, weil zu wenig Karten verkauft wurden.

Diesmal setzt Stückl daher auf ein Stück, das hoffentlich zieht: Shakespeares "Romeo und Julia", die berühmteste tragische Liebesgeschichte der Welt. Ein durchaus aktueller Stoff, so Stückl: "Da wird versucht, Frieden zu machen, aber das Gutgemeinte geht in eine verkehrte Richtung, wird zum Vernichtungsmittel."
Übungen in Demokratie
Weil das Sommertheater in Oberammergau immer auch ein "Trainingslager für die Passionsspiele" ist, eine Ausbildung für den Nachwuchs, wird Stückl mit vielen Jugendlichen arbeiten. Die vielen Straßenkämpfe bei Shakespeare bieten sich dafür an. Die Inszenierung soll die Leute anlocken, ihnen Lust machen auf Theater und eine gemeinsame Zeit - und gleichzeitig kritisch Stellung zur Zeit beziehen. "Wir sollen was Populäres machen, ohne ganz populär zu sein", so Stückl.
Dazu kommen traditionsgemäß zwei Gastspiele des "Brandner Kaspar", der in Oberammergau und auch sonst überall immer läuft, sowie das zweitägige Heimatsound-Festival. Till Hofmann, der das Festival mit Frederik Mayet kuratiert, freut sich auf junge Bands und ein Fest mit dem ganzen Ort. Wenn Menschen zusammenkommen, reden und feiern, entstehen ganz automatisch Debatten, eine gute "Übung der Demokratie", wie Hofmann formuliert.
Natürlich weiß noch niemand, wie es laufen wird dieses Jahr, aber "alle haben Lust", so Stückl. Die prekäre Finanzlage jedenfalls wird nicht aufs Publikum umgelegt, stellt er klar. Im Gegenteil, die Schülerkarten werden sogar günstiger angeboten. "Wir wollen wieder in eine Positivspirale kommen", fügt Frederik Mayet hinzu. "Und wir hoffen, am Ende alle gemeinsam einen schönen Sommer gehabt zu haben."
"Romeo und Julia", Premiere am 4. Juli, weitere Vorstellungen am 5., 18., 19., 25., 26. Juli sowie am 1. und 2. August, 20 Uhr; "Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben", 11. und 12. Juli, 19.30 Uhr. Das Heimatsound Festival findet am 8. und 9. August statt, Karten für alle Veranstaltungen unter passionstheater.de