Starkregen mit Daniel Prohaska
Mit sanft gemischten Gefühlen geht man schon hin: Ein Filmmusical über die Geschichte des Kinos – lässt sich das wirklich auf die Bühne bringen? Und die legendären Szene, in der Gene Kelly gut gelaunt singend die nassen Straßenlaternen Hollywoods umarmt? Lässt sich die wiederholen?
Es funktioniert! Sogar prächtig! Es ist ein Riesenvergnügen. Daniel Prohaska tanzt elegant und leichtfüßig durch Hollywoods Straßen. Die Regen-Szene ist keine Kopie, sondern eine freie Variation. Mit ein paar Partnern mehr. Prohaska klettert nicht nur die Laterne hoch, er springt auch wie im Film in eine nasse Pfütze, dass es nur so spritzt.
Ohne jede Stadttheater-Gefälligkeit
„Singin’ in the Rain“ ist beides: perfektes Feelgood-Theater und intelligent gemachte Unterhaltung. Josef E. Köpplingers Inszenierung gibt sich mit einem Kino-Vorspann gar keine Mühe, die Herkunft des Musicals zu verbergen. Dann steppen sich zwei herzige Knaben ins Gemüt des Zuschauers. Und Prohaska und Peter Lesiak legen eine fulminante Slapstick-Nummer mit falschen Geigen hin, nach der nicht mehr viel schiefgehen kann.
Das Tempo der Aufführung ist hoch. Die Dialoge sind knapp und witzig. Nie macht sich die alte Stadttheatermusical-Schwerfälligkeit breit. Die Intrigen-Geschichte über die Einführung des Tonfilms funktioniert auch auf der Bühne als amüsante Backstage-Komödie. Die Verwandlungen laufen wie am Schnürchen, die Kostüme von Rolf Langenfass sind angemessen opulent und auch die nachgedrehten Stummfilme ausgesprochen komisch.
Die Aufführung lebt von Ricarda Regina Ludigkeits spritziger Choreografie und den herausragend singenden und tanzenden Darstellern. Prohaska wirkt bei aller Virtuosität nie glatt, weil er auch noch einen Naturburschen-Charme mitbringt und außerdem Englisch als zweite Muttersprache singt.
Bekannte Gesichter, ungemischte Gefühle
Wunderbar auch die beiden Damen: Nadine Zeintl gibt wieder einmal das geerdete Temperamentsbündel mit Herz. Natürlich kennt man das von ihr schon aus „Cabaret“ oder der „Zirkusprinzessin“. Aber es ist eine gesteigerte Variation. Bettina Mönch macht aus der Stummfilmdiva mit Sprachfehler eine Schreckschraube, ohne je die Grenze zur billigen Karikatur zu überschreiten.
Auch Chargen wie Erwin Windegger (Produzent) und Frank Berg (Regisseur), die teilweise in Mehrfach-Rollen auftreten, fuchtelten nicht übertrieben herum. Köpplinger ist als Regisseur klug genug, die Beziehungen psychologisch zu grundieren, ohne das Entertainment zu verleugnen. Eine Kunst, die gar nicht oft genug gelobt werden kann. Alles wirkt taufrisch, obwohl die Aufführung schon 2010 mit den gleichen Protagonisten in Klagenfurt herauskam.
Jeff Frohner lässt das Orchester des Gärtnerplatztheaters im Graben des Prinzregententheaters swingen. Anfangs vermittelte die Verstärkung einen Hauch von frühem Tonfilm, aber das legte sich. Der Chor und das Ballett tanzen wie am Broadway. Kurzum: Ein echter Starkregen, diese Aufführung.
Fast täglich bis 25. Mai im Prinzregententheater, 19.30 Uhr Karten unter Telefon 2185 1960