Spielleiter Christian Stückl: "Jesus muss wieder lauter werden"

Christian Stückl will bei den Passionsspielen in Oberammergau m Mai einen energischen Jesus präsentieren: "Weil in der Welt verändert sich nichts."
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Christian Stückl, Spielleiter der Passionsspiele, steht neben dem neuen Plakat für die Passion 2022.
Christian Stückl, Spielleiter der Passionsspiele, steht neben dem neuen Plakat für die Passion 2022. © Angelika Warmuth/dpa

Oberammergau - Neuer Anlauf für die Passionsspiele in Oberammergau: Nach zweijährigem Corona-Aufschub bereitet sich der Ort erneut auf die Premiere vor. Spielleiter Stückl schreibt derzeit am Text und gibt den Rollen letzten Schliff.

Passionsspiele im Frühjahr 2020 auf Mai 2022 verschoben

Spielleiter Christian Stückl will den Passionsspielen in Oberammergau im Mai einen energischen Jesus auf die Bühne bringen. "Ich denke, Jesus muss wieder lauter werden", sagte Stückl. "Weil in der Welt verändert sich nichts."

Vor gut einer Woche, am Dreikönigstag, hatte Stückl mit den Textproben begonnen. Er hatte das Laienspiel von dem Leiden, dem Sterben und der Auferstehung Jesu im Frühjahr 2020 wegen der Pandemie auf dieses Jahr verschoben. Die Premiere ist für den 14. Mai geplant.

Christian Stückl: Corona-Pandemie wird in der Inszenierung keine Rolle spielen

Für Stückl sind Armut, Krankheit, Diskriminierung, Rassismus, Flucht und Vertreibung zentrale Themen der Gesellschaft; Jesus gehe es um die Schwachen und Benachteiligten. "Das verändert sich auch durch Corona nicht", sagt Stückl, der die Passion seit 1990 und damit zum vierten Mal inszeniert. "Als ich jung war, wollte ich einen lauten Jesus, einen aufmüpfigen Jesus." Dann habe er ruhigere Töne gesucht. "Jetzt denke ich, dass er wieder schreien muss, er muss wieder lauter werden."

Die Pandemie werde in der Inszenierung keine Rolle spielen, sagt er. "Mich nervt Corona so sehr, das muss jetzt nicht noch ins Theater Eingang finden." Konkrete aktuelle Themen hatte Stückl auch früher herausgehalten.

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Der Spielleiter hat das Stück seit 1990 grundlegend reformiert und von antisemitischen Passagen befreit; hierfür wurde er mehrfach ausgezeichnet. Über das Erstarken des Antisemitismus in der Corona-Pandemie äußerte sich Stückl schockiert. Unerklärlich sei ihm, warum gerade in diesem Umfeld Judenhass wieder derart wachsen könne.

Die Passionsspiele gehen auf ein Pest-Gelübde von 1633 zurück. Damals gelobten die Oberammergauer, alle zehn Jahre die Passion aufzuführen, um die grassierende Seuche abzuwenden. Der Legende nach starb danach niemand im Dorf mehr an der Pest.

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