Spektakel und ehrliche Illusion

Die Ehrlich Brothers sind Deutschlands bekannteste Magier – und zaubern in der Olympiahalle
Sie können Schwiegermütter verschwinden lassen wie Monstertrucks, begeistern mit Spektakulärem wie mit Fingerfertigkeit: Die Ehrlich Brothers sind Deutschlands Weltrekord-Magier. Mit 38 605 Zuschauern halten sie den Rekord für eine Zaubershow und die Illusion mit den meisten Beteiligten, da sie einen Großteil des Publikums in einen Trick einbezogen. Am Sonntag gastieren Chris und Andreas Ehrlich mit ihrer neuen Show „Faszination“ in der Olympiahalle.
AZ: Herr Ehrlich, ist alles, was Sie sich an Bildern ausdenken, auch umsetzbar?
CHRIS EHRLICH: Es gehen manchmal zwei, drei Jahre ins Land, bis wir das, was wir uns vorgestellt hatten, auch zu unserer Zufriedenheit auf der Bühne umsetzen können mit allen designtechnischen Finessen. Es kommt selten aber dennoch vor, dass wir einfach keine Möglichkeit finden, eine Idee technisch umzusetzen. Es geht ja auch darum, dass wirklich keiner die Illusion durchschaut.
Wären Ihre Tricks auch so vor 15 Jahren möglich gewesen?
Nein, wir profitieren vom Stand der Technik. Wir machen ja auch keinen Hehl daraus, dass wir über keine übernatürlichen oder Voodoo-Zauberkräfte verfügen. Das, was wir machen, ist gutes, deutsches Handwerk, toll verpackt. Da rührt ja auch der Künstlername Ehrlich her.
Was ist denn das Glanzstück im Programm?
Viele Zuschauer reizt der Monstertruck, die größte und schwerste Illusion. Denn der Truck ist mit fast vier Metern Höhe und acht Tonnen Gewicht ein echter Brocken. Den zaubern wir auf die Bühne. Aber es geht in der Show nicht nur um die überwältigenden Effekte. Wir haben ja auch puristische Illusionen dabei, die ganz klein sind, die wir nur präsentieren können, weil wir große Videoscreens haben: Wenn ich beispielsweise Geld vermehre, oder wir Tricks inmitten der Zuschauer aufführen. Wir sind sehr glücklich mit der Melange aus großen, spektakulären lllusionen und kleinen Wundern, die wir rein mit Fingerfertigkeit vollbringen.
Beschweren sich andere Illusionisten, dass sie die Messlatte so hoch gelegt haben?
Wir haben in „Magie“, der Vereinszeitschrift des magischen Zirkels, gelesen, dass wir das Maß der Dinge seien. Das ist befremdlich, weil es nie unser Ziel war, uns mit anderen zu messen. Wir schauen wenig, was andere machen. Wir waren seit über einem Jahrzehnt nicht mehr auf Wettbewerben. Das war in unserer Anfangsphase wichtig, aber wir haben gemerkt, dass wir uns auf unser Verständnis der Illusionskunst konzentrieren müssen, nicht auf die Maßstäbe von Juroren.
Welche Nummer eines Kollegen hat Sie zuletzt überrascht?
Wir sind nicht so abgebrüht, dass uns nichts mehr faszinieren könnte, im Gegenteil. Aber wir schauen wenig Zaubershows, sondern gehen lieber zu Rammstein, um uns inspirieren zu lassen. Die letzten Zaubershows haben wir uns in Las Vegas angeschaut, dort aber dafür alles: von Copperfield oder Chris Angel bis hin zu Mac King. Ich erinnere mich aber an eine unglaublich skurrile Zersägenummer von Penn & Teller, die bei uns nicht so bekannt sind. Ich glaube auch, dass wir eine ähnliche Herangehensweise haben wie die beiden: Wir präsentieren die Illusionen auch mit einem Augenzwinkern und nehmen das Genre auf die Schippe.
Las Vegas ist auch Ihr Ziel?
In der Denkweise hierzulande gehört das seit Siegfried & Roy dazu. Unser Traum ist es aber nicht. Wir haben immer mal wieder Anfragen, aber wir können uns eigentlich nichts Schöneres vorstellen, als jeden Tag in einer neuen Stadt zu sein und in einer großen Arena zu spielen. In Las Vegas hat Copperfield ein Theater mit vielleicht 800 Plätzen. Ich spiele lieber in der Olympiahalle vor 8 000 Menschen. Vielleicht ändert sich unsere Haltung ja auch in zehn Jahren, das Reisen im Tourbus ist ja schließlich auch anstrengend.
Wenn man so eng aufeinander hockt, entsteht da nicht mal der Wunsch, den Bruder für ein paar Stunden wegzuzaubern?
Doch. Allerdings treten wir meist nur von Donnerstag bis Sonntag auf, so dass wir von Montag bis Mittwoch ein normale Leben führen, in den eigenen Betten schlafen und auch Zeit haben, in der Werkstatt an neuen Ideen zu tüfteln. Das wäre in Las Vegas nicht möglich. Da muss die Maschinerie dann täglich laufen. Wir wollen uns aber so lang wie möglich den Spaß erhalten.
Olympiahalle 20. 1. 2018, Karten ab 43 Euro