"Sommernachtstraum" - wenigstens Puck hat Spaß
Salzburg: Shakespeares „Sommernachtstraum“ mit Mendelssohns passender Musik
Ramadama am Hof des Herzogs von Athen: Maler bringen Rostschutzfarbe auf die Stahlträger, ein Veranstaltungstechniker trägt missmutig einen Scheinwerfer durch den Palast, mit der Maschine bohnert eine Putzfrau den Boden, auf dem sofort jemand ausrutscht, Hochzeitskleidung wird in großer Menge durch den Saal gerollt – und wenn dann das Acht-Uhr-Geläut vom nahen Dom als letztes Geräusch aus dem real existierenden Salzburg verklungen ist, beginnt über dem Wimmelbild auf der Bühne das Orchester mit der feenhaft-flimmernden Ouvertüre von Felix Mendelssohn-Bartholdys Schauspielmusik.
Die Neuproduktion von „Ein Sommernachtstraum“ ist in diesem Jahr eine der schönsten Möglichkeiten, einen Festspielabend zu beginnen. Dieser Sommer verspricht, ein großer zu werden, der Innenhof der Residenz ist stimmungsvoll, das Lichtdesign badet den Raum in postmodern neoromantisch süße Farben, und die Komödie von William Shakespeare aus dem elisabethanischen England mit der von ihr inspirierten Paradekomposition deutscher Romantik zusammen zu spannen, ist so naheliegend wie selten.
Im ersten Stock der Bühne (Ausstattung: Jan Meier) dirigiert Ivor Bolton sein Mozarteum-Orchester, das einen beschwingt duftigen Mendelssohn-Sound dahin tupft. Selbst die Blechbläser artikulieren sich im festlichen Hochzeitsmarsch sensibler als die Liebenden auf der Spielfläche in der Etage darunter. Trotz der Mikrofonverstärkung, die gerade im Freilichtbetrieb auch den zarten Schmelz ermöglichen würde, fehlt der Inszenierung von Henry Mason das Feintuning für die Vielfalt des Ausdrucks von „Verliebten und Verrückten“, die „Wunderdinge“ sehen können, „die kein normaler Mensch sonst sehen kann“.
Hermia und Lysander (Tanja Raunig, Daniel Jeroma) sowie Helena und Demetrius (Eva Maria Sommersberg, Claudius von Stolzmann) kommandieren sich durch einen tschechownahen Birkenhain, als ginge es darum, Bösewichter beim Karl-May-Spiel zu jagen.
Immer etwas kühl und häufig sogar schroff ist Karoline Eichhorn sowohl als Amazonenkönigin Hippolyta als auch als Elfenkönigin Titania. Vergleichsweise blass erscheint dagegen Michael Rotschopf als ihr jeweiliger Partner, der Herzog Theseus beziehungsweise Elfenkönig Oberon. Dass er seinen Zauberlehrling Puck nicht im Griff hat, wundert nicht: Markus Meyer ist ein Triebterrorist. Doch anders als die meisten der Figuren hat dieser Puck wenigstens Spaß an seinem Dasein, was ihn schnell zum Publikumsliebling macht.
Obwohl der seit 17 Jahren in Österreich lebende Henry Mason, der auch die wunderbar griffige Übersetzung selbst anfertigte, vor allem aufs Komische setzte, ist die schauspielernde Handwerkertruppe um Peter Squenz (Raphael Clamer) mit ihrem lustigen Trauerspiel über Pyramus und Thisbe der Humorträger des Abends. Und von den Verrücktheiten des Verliebtseins erzählt ausgerechnet als einziger überzeugend der Bodenleger Nick Zettel (Paul Herwig) – nachdem Puck ihn in einen Esel verwandelt hat.
Residenzhof Salzburg, 8., 10., 11., 13., 16., 18., 22. August, 20 Uhr, Tel.: 0043 6628045500
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