So ist die Zaubershow "Magic"

Aber bitte mit Hase: Die Show "Magic" verzaubert wieder einmal das Prinzregententheater
von  Michael Stadler

Aber bitte mit Hase: Die Show "Magic" verzaubert wieder einmal das Prinzregententheater

Männer, ihr könnt durchatmen. Während die Beziehungen heute immer aufgeklärter, reizvoller und komplizierter werden, sind die Errungenschaften der Emanzipation in den Kosmos der Magie noch nicht vorgedrungen. Hier verwandeln sich zart knospende Blumen in tanzende Nymphen und wieder zurück. Hier lässt Mann Frau bei Bedarf einfach verschwinden, bannt sie in Bilderrahmen oder zerlegt sie in zwei Teile. Hier unterstützen Assistentinnen die männliche Manipulationskraft und hinterfragen sie nicht mit einem schnippischen „Bist du sicher?“. Schöne alte Welt. Aber vielleicht haben Frauen das ganze Abrakadabra auch gar nicht nötig. Oder sind letztlich doch die Ausführenden des Tricks…

Dass die sechs Mannsbilder, die bei der neuen, siebten Ausgabe von „Magic!“ das Prinzregententheater verzaubern, die Traditionen pflegen, ja, pflegen müssen, weil es auch nicht täglich etwas Neues unter der Sonne gibt, sieht man auf den ersten Blick. Auf den zweiten dann, dass der Drang zur Innovation, der Ehrgeiz, sein eigenes Ding zu drehen, weiterhin besteht, auch wenn das fatale Folgen haben kann. Besonders für Kaninchen. Ed Alonzo, der stumme Conférencier mit der magisch haltbaren Sturmfrisur, macht sich daran, eines aus dem Hut zu zaubern, aber grillt das weiße (Plüsch-)Tierchen gezielt aus Versehen, wonach er einen weiteren falschen Mümmler in einer Art Mikrowelle zum Explodieren bringt. Pfui.

Nicht ganz flüssig

Die comichafte Parodie ist bei Alonzo nie weit, aber man ist dann doch etwas erstaunt, als er bei der Premiere am Silvesternachmittag eine aus dem Parkett herausgepickte Zuschauerin schweben lassen will, diese aber beim Wegziehen der Unterlage auf den Boden knallt. Zuvor hat Laurent Beretta einen ähnlichen Trick durchgezogen, aber mit Erfolg.

Sollte das ein Alonzo-Gag sein? Oder ging da was schmerzhaft schief? Richtig flüssig verläuft „Magic!“ nicht: Es holpert besonders in den Übergängen, was daran liegen mag, dass Regisseur Stefan Warmuth die nicht unbedingt leichte Aufgabe hat, einzelne, für sich geprobte Nummern von Soloauftritten in eine möglichst sinnvolle Folge für eine zweistündige Show zu bringen. Mehrere Teilchen, in eins verschweißt - Regie grenzt wohl manchmal auch an Zauberei.

Die vom Programmheft ausgerufene Jahrmarktsatmosphäre ist ebenfalls nicht durchweg klar ausdefiniert, aber es treten doch Künstler auf, die jede Unebenheit mit Glanzstücken vergessen machen: Der Franzose Xavier Mortimer integriert virtuos sich und seinen Schatten in ein auf Leinwand projiziertes Schattenorchester, dreht sich mit ihnen in der Luft, die Klarinette im Anschlag. Später fegt er die Bühne und legt einen eleganten Pas de deux mit einem fliegenden Besenstiel hin. Johann Wolfgang von Goethe Zauberlehrling lässt grüßen. Aber die Geister, die Mortimer rief, bekommt er wieder los.

Glückliches Publikum

Unheimlich ist die Magie, ein mitunter grusliges Verschieben der Realität, wie Alberto Giorgio mit seinen an mittelalterliche Folterinstrumente erinnernden Maschinerien vor Augen führt. Da steckt sein Körper in zwei Kästen, der obere verschiebt sich stark nach links, und der Zuschauer muss aufpassen, dass er nicht zusammen mit dem maskierten Alberto den Kopf verliert. Martin Brock, Mit-Conférencier und Blumenverwandler, betätigt sich auch als gekonnter Müllverwerter, der dem Abfall Leben einhaucht. Ökologische Zauberkunst, könnte man das nennen, während Alpha, noch ein Franzose, Feuerflammen in der Luft tanzen lässt und in Glitter, Sand oder Schnee verwandelt. Hat er die Antwort auf all unsere Klimafragen?

Das Publikum jedenfalls erscheint fraglos glücklich. Ed Alonzo breitet die Arme aus, weil er „Magic!“ auch 2014/15 mit Witz zu leiten versteht. Und ja, bis auf einen Zuschauerinnen-Po und ein paar neuen Ideen zum Geschlechterverhältnis ist nichts, auch kein Kaninchen, zu Schaden gekommen.

Prinzregententheater, heute bis Montag, jeweils 15.30 und 19.30 Uhr, Karten % 93 60 93, tickets@muenchenmusik.de, Tickets 39 bis 69 Euro

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