Sister Act in München. Das Musical kommt ins Deutsche Theater.

München - Nein, den Film mit Whoopi Goldberg habe sie nie gesehen, sagt Aisata Blackman. Aber das liegt nicht daran, dass die niederländische Sängerin Angst vor dem Vergleich gehabt hätte. Sie sieht es ganz pragmatisch: "Jeder muss die Rolle der Deloris van Cartier mit seiner Persönlichkeit füllen, abschauen hilft da gar nichts."
Vor 25 Jahren begeisterte Whoopi Goldberg im Filmmusical "Sister Act" das Kinopublikum. Sie spielt die erfolglose Barsängerin Deloris, die zufällig Zeugin eines Mordes wird, den ihr Unterweltfreund Vince verantwortet. Fortan ist sie die Gejagte und wird als Kronzeugin von der Polizei in einem Kloster versteckt. Deloris – nun Schwester Mary Clarence – passt vom stürmischen Naturell her nun so gar nicht in die Gemeinschaft, die von der Mutter Oberin (Agnes Hilpert) mit strenger Hand geführt wird. Immerhin: Das Mauerblümchen Mary Robert (Abla Alaoui) blüht an der Seite von Deloris mächtig auf. Aber nicht nur sie. Es steckt viel Liebe im Detail der sehr unterschiedlichen Nonnen-Charakterzeichnung. Und natürlich haucht die Neue auch dem Klosterchor mächtig Soul ein. Das bleibt nicht unentdeckt – von den Medien und den Gangstern.
Die musikalische Komödie fesselte fünf Millionen deutsche Kinobesucher, es gab eine Hollywood-Fortsetzung, aber erst 15 Jahre nach dem filmischen Siegeszug ein neues Bühnenleben für Deloris und die singenden Nonnen – mit völlig anderen Songs als im Film. Das überaus temporeich und mit 28 Szenenwechseln inszenierte Bühnenstück ist mit über sieben Millionen Zuschauern inzwischen die erfolgreichste Eigenproduktion der Stage Entertainment – kein Wunder, die Show hat Herz, Soul und Witz.
Jeden Abend Party mit dem Publikum
Es ist eine Musical-Traumrolle für Aisata Blackman, denn Deloris steht fast permanent im Rampenlicht. "Meine erste Hauptrolle", schwärmt sie, und dafür verzichtet sie seit ihrem Rollendebüt im Berliner Theater des Westens vor einem halben Jahr auf ihre Sängerin-Karriere, die sie schon in "The Voice of Germany" gebracht hat. "Andere junge Menschen kommen nach Berlin, um Party zu machen", sagt sie, "ich kann mir das gar nicht leisten. Dazu ist die Rolle für Stimme und Körper viel zu fordernd. Aber dieses Stück ist wahnsinnig gut geschrieben, die Party findet jeden Abend mit dem Publikum statt."
Agnes Hilpert, Berliner Urgestein und an der Spree vor allem als Marlene-Dietrich-Darstellerin in mehreren Produktionen bekannt, genießt die Aufwertung ihrer Rolle als Mutter Oberin: "Früher hatte sie in dem Musical nur eine Solonummer, jetzt ist noch ein zweites Stück dazu gekommen, der den Zweifel – auch den religiösen – der Nonne thematisiert. Die Welt, auf die sie so schwört, gerät ins Wanken, die neue Frau bringt alles durcheinander."