Seitensprung aus Liebe zur Ehefrau

Jochen Busse spielt in der Komödie im Bayerischen Hof einen untreuen Mann
Eva Harmeling |
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Die Ehe von Leah (Claudia Rieschel ) und Paul (Jochen Busse) braucht neue Impulse. Freunde raten den beiden, doch durch Seitensprünge wieder in die gemeinsame Liebesspur zu kommen, ein ungewöhnliches Projekt, das „In jeder Beziehung” – so der Titel der Komödie – unterhaltsam scheitert. Ab heute in der Komödie im Bayerischen Hof.

AZ: Herr Busse, Paul und Leah lassen sich relativ schnell auf die Idee ein. Wie kommt es, dass sie sich so einfach von ihren Single-Freunden beeinflussen lassen?
Sie unterhalten sich darüber und stellen fest, dass an den Vorwürfen etwas dran ist, dass der Trott und die Gemütlichkeit, in der sie leben, wirklich vorhanden sind. Dann sagen sie sich: „Vielleicht müssen wir doch etwas tun.” Das wird ganz geschickt über den Dialog hergestellt.

Kann man sagen, dass die beiden zu schwach für die Ehe sind, bzw. zu stark für das Altwerden zu zweit?
Wir spielen auf Aktualitäten im täglichen Leben an, und drehen das Ganze um – während man sich früher hinter dem Rücken betrog, werden wir jetzt ganz offen. Leah und Paul verabreden sich dazu. Und natürlich geht’s schief. Man darf das Stück nicht so ernst nehmen. Und dann entsteht etwas Merkwürdiges beim Zuschauer. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Leute sich doch angesprochen fühlen und ihre eigene Ehe beleuchten. Damit hätte ich am wenigsten gerechnet.

Sie haben Erfahrungen mit Scheidung gemacht, würden Sie sagen, das Prinzip „Bis dass der Tod uns scheidet” ist veraltet?
Ich glaube, dass diese soziale Versicherung, die damit mal verbunden war, nicht mehr aktuell ist. Deshalb ist es auch leichter, jemanden zu verlassen. Aus Verpflichtung über die Liebe zusammen zu bleiben, ist ein größeres Problem, als wir glauben.

Warum wird dann überhaupt noch geheiratet?
Ich habe viermal geheiratet, weil ich davon überzeugt war, meine große Liebe gefunden zu haben. Und Sie können keiner Frau einen größeren Liebesbeweis machen, als einen Heiratsantrag. Das kann ich leider auch nicht ändern – hätte es was anderes gegeben, hätte ich was anderes gemacht.

Ein Großteil der Pointen im Stück stammt von Ihnen. Haben Sie Ihre eigenen Erfahrungen mit den verschiedenen Ehen einfließen lassen?
Das kann man selbst gar nicht beurteilen. Das Verlassen der Ebenen, wie es bei Pointen der Fall ist, ist schon ein Eingestehen. Natürlich ist das aber alles eine Rolle.

Angesichts Ihrer Ehen drängt sich ein Vergleich mit Paul natürlich auf.
Selbstverständlich. Viele meinen, vielleicht gar nicht unberechtigt, dass ich ein Sachverständiger dafür bin. Aber das stimmt nicht. Leute, die viermal heiraten, sind wahrscheinlich naiver als die, die einmal heiraten und nebenbei eine Menge Geliebte haben oder davor hatten.

Sie führen Ihre vierte Ehe seit 2007. Haben Sie etwas dazu gelernt?
Auf jeden Fall. Man muss den anderen so akzeptieren wie er ist. Sie können aus einem Menschen nicht etwas formen, was sie sich wünschen. Wenn Sie sich in die Merkwürdigkeiten des anderen nicht auch verlieben, dann rate ich: Lassen Sie die Finger davon.

Würden Sie den Versuch, den Paul und Leah unternehmen, so unterstützen?
Nein, das geht nicht. Ein Seitensprung bleibt ein Vertrauensbruch. Wenn Sie betrogen werden, bleibt ein Stachel zurück. Da können Sie noch so viel drüber reden, das wäre alles Lug und Trug.

Wie halten Sie Ihre aktuelle Ehe frisch? Haben Sie ein Geheimrezept?
Wenn ich jetzt etwas Überspitztes sagen will: indem ich nie so häufig zuhause bin. Das hat was für sich. Wir haben dadurch diesen grauen Alltag nicht. Wenn ich nach ein paar Wochen zuhause wieder los muss, macht mich das rar. Und alles, was rar ist, ist gut und teuer.

Gilt das in jeder Beziehung?
Nein. Ich kenne gerade in München Freunde, die sind seit über 40 Jahren verheiratet, da hat das toll hingehauen. Ich wäre auch gerne dem Menschen begegnet, mit dem ich ein Leben lang zusammen bleibe. Ich kann mir das gut vorstellen, es ist mir nur nicht gelungen.

Komödie im Bayerischen Hof, bis 3.11.2012, Mo bis Sa 20 Uhr, So 18 Uhr, ab 25 Euro, Tel. 29 28 10

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