"Schwanensee" mit dem Festival Ballett aus St. Petersburg

Das St. Petersburg Festival Ballett gastiert mit Schwanensee im Prinzregententheater
Vesna Mlakar |
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Dieser „Schwanensee“ ist ein Knüller! Und als solcher ideal geeignet, Groß und Klein mit der doppelten Menge an dahingleitenden Schwänen zu verzücken. Choreografisch hat Kirill Smorgoner diese – freilich nicht ganz neue – Aufgabe geschickt gelöst und die Handlung auf das Wesentliche zugespitzt. Dabei koppelt er eine farbenprächtige Ausstattung mit reichlich getanztem Temperament. Frisch in den schlichten Hängekulissen präsentiert er den traditionell gehaltenen Pas de trois des Prinzenfreundes Benno und seiner zwei Begleiterinnen. Auch die Hofgesellschaft fügt sich harmonisch in eine Szenerie, die Akt für Akt märchenhafter wird.

Wie aus dem Bilderbuch: die gemalte Palastarchitektur für das dämonische Täuschungsmanöver des bösen Zauberers Rotbart und seiner Tochter Odile. Dem ungewollten Treuebruch des Prinzen (eleganter Beau auf Brautschau: Sergey Umanets) geht ein opulentes Fest mit Csárdás und Mazurka voraus. Richtig schmissig pfeffert das spanische Quartett seinen Boléro in den Raum. Obgleich ihre Tamburine stumm bleiben, legen sich auch die vier Interpreten der Tarantella mächtig ins Zeug.

Dass sogar ausgewiesene Ballettfreunde auf ihre Kosten kommen, spricht für den künstlerischen Spirit der tourneefreudigen Kompanie. Ihr Kern sind die durchwegs jungen Tänzerinnen und Tänzer, die nach ihrer Ausbildung an namhaften russischen Ballettinstituten im St. Petersburg Festival Ballett zu Solisten reifen. Manchen von ihnen wird wohl der Absprung in eine der großen traditionellen Kompanien glücken. Leider verschweigt das Programmheft fast alle ihre Namen, selbst wenn sie – rollenbedingt wie der Narr – augenfällig durch die Luft wirbeln, sich wie ein Kreisel drehen und immer wieder mit Sprüngen das Bühnengeschehen ankurbeln.

Nur eine Spur Feintuning fehlt zum Glück

Die anspruchsvolle Doppelrolle der Odette/Odile wurde im Prinzregententheater (Premiere: 22.12.2014) mit Margarita Zhuchina besetzt. Eine hervorragende Wahl, denn die einerseits ausgesprochen biegsame, andererseits bestens auf Kraft und Balancen trainierte Ballerina wusste genau, wie sie die beiden gegensätzlichen Charakterfacetten des weißen und des schwarzen Schwans technisch und schauspielerisch auf den Punkt bringen konnte. So zurückhaltend sie sich dem Prinzen als Odette anvertraute, so heftig warf sie später verschwörerische Blicke ins Publikum. Nicht zuletzt die 32 Fouettés meisterte Zhuchina mit bombenfest-spielerischer Leichtigkeit.

Warum aber verweigerte man ihr den ersten Auftritt als Schwan mit seinem berühmten vogelartigen Armschwingen? Tschaikowskys dazu passende Musik schepperte immerhin für den Prinzen und bei geschlossenem Vorhang mächtig laut aus den Boxen. Klar, dass die Konserve ein Live-Orchester nicht ersetzen kann. Künftig mehr Feintuning (ohne Mix von verschiedenen Einspielungen) – und das Happy End dieses „Schwanensees“ wäre gleich zweimal so schön!

„Schwanensee“ mit dem St. Petersburg Festival Ballett, noch bis zum 28. Dezember 2014, 15.30 und 19.30 Uhr, Prinzregententheater; Karten: (089) 93 60 93), fast ausverkauft

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