Schüler der Realschule Puchheim über "Carmen Assassinée"
Die Bühne, die von den Sängern und Schauspielern betreten wird, wirkt improvisiert und ähnelt einer Probebühne. Es ist keine spektakuläre Kulisse, die den Zuschauer empfängt. Packpapierwände und herumliegende Taschen schmücken den Raum. Und nach einigen Aufwärm-Übungen sprechen die Darsteller den ein oder anderen Satz aus Prosper Merimées Novelle „Carmen“. Dann setzt das Münchner Rundfunkorchester mit der Ouvertüre zur populären Oper ein, die Georges Bizet nach der Novelle geschrieben hat.
Das Musiktheaterprojekt „Carmen Assassinée“ der Theaterakademie handelt vom Zigeunermädchen Carmen und ihrer spannenden Liebesgeschichte. Die Essenz der Handlung basiert auf einer einfachen Beziehungskette – das Waisenmädchen Micaëla liebt den unsicheren Soldaten Don José. Dieser wiederum liebt jedoch die feurige Carmen. Nur hat die ihr Herz an den Stierkämpfer Escamillo verloren. Und der liebt sowieso nur sich selbst.
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Der Wunsch nach besonderen Kostümen wurde leider nicht erfüllt. Stattdessen traten die Schauspieler in Jogginghosen und Wickelröcken auf. Die „Carmen“ von 1875 wurde in das underdresste 21. Jahrhundert verlegt. Der emotionale Gesang der Studenten der Münchner Hochschule für Musik und Theater spiegelte jederzeit die momentane Stimmung des Geschehens wider – so etwas spricht auch junge Zuschauer an.
Zudem konnte man miterleben, wie intensiv sich die jungen Schauspieler oder Sänger in ihre Rollen eingefühlt und eingearbeitet haben. Das hat auch die Zuschauer mitgerissen.
Erst im Laufe von Christof Nels Inszenierung kristallisierte sich die tatsächliche Rollenverteilung heraus. Der anfängliche Wechsel in der Besetzung erlaubte es den Darstellern, unterschiedliche Personen zu verkörpern. Jedoch verlief dieses System nicht immer ganz nachvollziehbar, was zu kurzweiligen Verwirrungen im Publikum führte.
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Die bereits erwähnte Probebühne wirkte sehr dynamisch. Die bewegliche Bühnendecke hinterließ einen starken Eindruck. Die Packpapierkulisse wurde im Laufe der Zeit immer chaotischer und zerrissener – so wie die Beziehung zwischen Carmen und Don José. Und die Charaktere überhaupt.
Insgesamt ist die Oper dank eines überraschenden Bühnenbildes im Prinzregenten Theater und dem emotionalen Spiel und Gesang der Darsteller gut gelungen.
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