Schüler aus Kempten über "Rocco und seine Brüder"

Schüler des Kemptener Allgäu-Gymnasiums schreiben eine Kritik zu Simon Stones Inszenierung „Rocco und seine Brüder“ nach dem Film von Luchino Visconti in den Kammerspielen
Alexandra Hatzis, Roman Patjens, Elizaveta Zaburunova, Elena Schmuck, Selina Sigel, Paula Wezel |
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Samouil Stoyanov und die Theaterpädagogin Elke Bauer im Gespräch mit den Schülern vor der Vorstellung.
3 Samouil Stoyanov und die Theaterpädagogin Elke Bauer im Gespräch mit den Schülern vor der Vorstellung.
"Rocco und seine Brüder" in den Kammerspielen.
Thomas Aurin 3 "Rocco und seine Brüder" in den Kammerspielen.
"Rocco und seine Brüder" in den Kammerspielen.
Thomas Aurin 3 "Rocco und seine Brüder" in den Kammerspielen.

Am Schluss bleibt nur der Boxsack. Der Faustkampf ist Fluch und Segen für die Parondi-Brüder. Er verschafft ihnen Reichtum und Ansehen, zerstört aber auch ihre familiären Bindungen: Der anfängliche Erfolg steigt Simone zu Kopf, sein Scheitern führt zu Streit, Zwietracht und Mord.

Der Regisseur Simon Stone katapultiert Luchino Viscontis Schwarzweiß-Klassiker „Rocco und seine Brüder“ in die bunte Gegenwart. Der dreistündige Film dauert in der Bühnenfassung der Münchner Kammerspiele zwei knappe Stunden. Aus der süditalienischen Bauernfamilie, die in Mailand ihr Glück sucht, werden heutige Wirtschaftsmigranten. Sie stranden mit Sack und Pack an einem deutschen Flughafen und werden von ihren früher angekommenen Landsleuten nicht gerade herzlich aufgenommen.

Die Großstadt zeigt ihnen ihre kalte Schulter. Aber sie schlagen sich mit Schneeschaufeln durch. Wie kommt ein Gelegenheitsarbeiter an eine Wohnung, fragt sich einer der Brüder. Man mietet eine, antwortet eine Figur des Stücks, zahlt nicht und wird geräumt. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt das Sozialamt die Miete.

Sprachlosigkeit

Bald lockt das schnelle Geld beim Boxen. Simone (Samouil Stoyanov) zerbricht am Erfolg. Rocco (Thomas Hauser) opfert sich für seine Familie auf und zahlt Simones Schulden. Er bricht nicht einmal mit seinem Bruder, als Simone Roccos Geliebte, die Prostituierte Nadja (Brigitte Hobmeier) vergewaltigt.

Stones Inszenierung setzt Visconti auf Speed. Die Geschichte wird Schlag auf Schlag erzählt. Über die rasch wechselnden Schauplätze informiert eine Leuchtschrift. Die Bühne von Ralph Meyers ist meist leer. Blitzschnell wird ein Fitness-Studio aufgebaut, spektakulär schwebt ein Boxring zur Musik von Kanny West aus dem Schnürboden auf die Bühne.

Die Sprachlosigkeit der Figuren äußert sich in fast etwas zu vielen F-Wörtern. Wenn die Schauspieler des multinationalen Ensembles schreien, macht die Mikrofonierung sie noch unverständlicher. Leises Sprechen wirkt durch diesen Kunstgriff aber natürlicher.

Thomas Hauser ist als Rocco der ruhende Pol der Aufführung. Samouil Stoyanov macht aus Simone ein brutales Baby. Brigitte Hobmeier verdreht als rothaarig-rotzige Femme fatale drei der fünf Parondi-Brüdern den Kopf.
Leider war die Kammer 1 bei der Wiederaufnahme der Inszenierung am Beginn von Matthias Lilienthals zweiter Spielzeit nur zu zwei Dritteln besetzt. Der Beifall war umso heftiger und begeisterter.

„Rocco und seine Brüder“ wieder am 28. November um 19 Uhr in der Kammer 1 der Münchner Kammerspiele. Karten unter Telefon 233 966 00 und www.muenchener.kammerspiele.de


Fit für die Medienzukunft

Diese Besprechung von „Rocco und seine Brüder“ entstand bei einem Projektseminar für Schüler der gymnasialen Oberstufe. Ein Gruppe erarbeitete mit dem BR-Theaterkritiker Christoph Leibold einen Hörfunkbeitrag zu „Rocco und seine Brüder“, die andere mit AZ-Redakteur Robert Braunmüller einen Text für diese Zeitung.

Dieses P-Seminar ist Teil der Bildungsprojekte des Bayerischen Rundfunks. Der Sender setzt sich zum Ziel, in Projekten und Seminaren Schüler wie Erwachsene für die Anforderungen des medialen Zeitalters fit zu machen.

 

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