Sankar Venkateswaran über "Indika"

Premiere im Münchner Volkstheater: Regisseur Sankar Venkateswaran inszeniert eine Episode aus der antiken Geschichte Indiens
Mathias Hejny |
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Schwerstarbeit für einen Schauspieler: Mehmet Sözer in „Indika“ von Sankar Venkateswaran im Münchner Volkstheater.
Arno Declair Schwerstarbeit für einen Schauspieler: Mehmet Sözer in „Indika“ von Sankar Venkateswaran im Münchner Volkstheater.

Der 38-Jährige ist ein Theatermacher durch und durch. Er betreibt eine eigene Schauspieltruppe, ist Produzent, Regisseur, Dramaturg, Schauspieler und hat früher auch Musik komponiert. Zur Zeit inszeniert Sankar Venkateswaran seine zweite Arbeit für das Münchner Volkstheater: „Indika“, eine Tragödie aus der Zeit, in der sich Indiens Struktur herausbildete wie wir sie heute kennen. Der Stoff spielt im vierten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung und verläuft damit parallel zur europäischen Antike.

AZ: Herr Venkateswaran, wo sind Sie, wenn Sie nicht gerade am Volkstheater inszenieren?
Sankar Venkateswaran: Meistens bin ich in Indien. Ich bin Leiter eines Theaters und Kurator für ein Festival in Kerala, arbeite im Ausland aber auch als Dramaturg für Tanztheater. In erster Linie aber konzentriere ich mich auf das Zusammenleben unterschiedlicher Stämme und Gruppen in der Bevölkerung. Wir haben in Indien noch immer ein starkes Kastensystem, und ich arbeite mit der untersten Kaste, den „Unberührbaren“. Wir betreiben ein Theater im Dschungel, arbeiten mit diesen Menschen und finden ein Publikum für sie. Viele hundert Kilometer von meinem Wohnort entfernt betreiben wir dort so etwas wie einen interkulturellen Austausch als wäre es Deutschland oder Japan. Es ist eine völlig andere Welt.

Welche Art von Theater spielen Sie dort?
Ich arbeite mit Stille und versuche, die Bedingungen des Menschseins darzustellen. Das ist kein Entertainment. Es geht um Poesie und Klarheit, ohne textlastig zu sein: Weniger Worte, mehr Körper. Wir haben in Indien tausende von Sprachen und Dialekten, so dass mein Theater den menschlichen Körper als Ausdrucksmittel nutzt.

Wie fanden Sie und Christian Stückl zusammen?
Ich traf Christian vor mehr als 15 Jahren, als ich noch Theater studierte. Dort sprach niemand so gut englisch und ich wurde gerufen, weil ein großer weißer Mann angekommen ist. Ich stellte mich vor und er erzählte, dass er aus Deutschland kommt. Ich hatte gerade etwas von Heiner Müller gelesen, was ich nicht verstand, und er verstand nicht, warum er in Indien nach Heiner Müller befragt wird. Dann ging der Kontakt etwas verloren. Als ich später Artist-in-Residence in Zürich war, trafen wir uns im Schauspielhaus wieder. Er zeigte mir später Oberammergau und ich führte ihn in den Dschungel.

Voriges Jahr inszenierten Sie eine Geschichte aus dem Epos „Mahabharata“. Was Sie jetzt erzählen, ist etwas jünger.
Ja. „Mahabharata“ ist etwa 5000 Jahre alt, „Indika“ nur rund 2000. Die Quellen sind sowohl indisch als auch griechisch. Einer der Autoren ist Megasthenes, ein Botschafter von Seleukos I., der wiederum ein Feldherr von Alexander dem Großen war.

Was ist die Textgrundlage für die Aufführung?
Den Stücktext habe ich geschrieben. Wir erzählen von einigen historischen Fakten, aber es ist kein Historienstück. Die Historie selbst ist allerdings auch ein Thema.

Eine der Hauptfiguren heißt Chandragupta. Wer ist er?
Er ist der erste Herrscher über ein vereinigtes Indien. Er begann als Rebell. Sein Lehrer Kautilyia unterrichtete ihn in Politik und Wirtschaft. Er ging eine Allianz mit den Griechen ein und errichtete innerhalb von nur zwei Jahren seinen eigenen Staat. Aber sein politisches System funktionierte nicht. Wir wissen, dass er alles hinter sich ließ. Er verließ seinen Palast, seine Stadt und ging auf eine 3000 Meilen lange Wanderung in den Süden. Schließlich hungerte er sich zu Tode. 

Münchner Volkstheater, Brienner Straße 50, Premiere heute, nächste Vorstellungen 29. Mai, 1., 6. Juni, 19.30 Uhr

 

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