Rätselhaftes Allerlei

Die Gärtnerplatz-Ballett-Produktion "Berlin1920 – eine Burleske" im Cuvilliéstheater hält nicht, was sie verspricht
Christa Sigg |
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Der arme Hans: Er arbeitet im Akkord in der Firma des Großindustriellen Richard von Stetten, verliebt sich in eine höhere Tochter, auf die es, welch' wunderbare Dramaturgie, sein Chef abgesehen hat. Das Ende mit Schrecken ist absehbar.

Karl Alfred Schreiner, der Tanzchef des Gärtnerplatztheaters, hat sich diese dumpfe Allerwelts-Geschichte für sein neues Ballett mit dem irreführenden Titel "Berlin 1920 – Eine Burleske" ausgedacht. Die Uraufführung im Cuvilliéstheater mutierte zur Rätselstunde.

Im Programmheft erklärt uns der Choreograf, dass er als Kind "schon immer ein bisschen wie Buster Keaton" werden wollte. Den Wunsch hat er sich erfüllt. Die Tänzer agierten wie in einem Stummfilm: hektisch, exaltiert, abrupt, auf engstem Raum. Nur selten war weich fließende Harmonie gestattet, kein Wunder: Dass die "Goldenen 1920er Jahre" kein Honigschlecken waren, hat sich herumgesprochen.

In der Musik dominierten deshalb auch nicht die albernen Schlager jener Zeit, sondern Tiefsinniges von Hans Eisler (Suite Nr. 2), Ernst Krenek (dritte Symphonie) und Darius Milhaud ("La création du monde"). Das Gärtnerplatzorchester unter Michael Brandtstätter musizierte bravourös. Antheils "Jazz Symphony" diente als furioses Finale des ersten Teils, das die mutigen Tänzer virtuos bewältigten. Vor allem Davide Di Giovanni als feiner Pinkel von Stetten prägte sich ein.

Die Auswahl des zeitgemäßen Liedguts, das Nadine Zeintl singen durfte, erschien willkürlich: Texte wie "Du bist als Kind zu heiß gebadet worden" oder "Mein Hund beißt jeder hübschen Frau ins Bein" ließen sich mit den dargebotenen Inhalten nur schwer in Verbindung bringen.

Ein Abend, an dem vielleicht Tanzfanatiker auf ihre Kosten kamen, die gierig die eine oder andere fantasievolle Drehung entdeckt zu haben glaubten. Für den Normalverbraucher blieb er ein Buch mit sieben Siegeln. "A rechter Schmarrn!" meinte denn auch ein Besucher hinterher. Argumente, zu widersprechen, gab es keine.

Wieder am 26., 27., 28., 30.11.2013; Karten Tel. 21 85 19 60

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