"Prima Donna" von Rufus Wainwright als Deutsche Erstaufführung

„Prima Donna“, die erste Oper des Songwirters Rufus Wainwright als deutschsprachige Erstaufführung im Theater Augsburg
von  Jörn Florian Fuchs
Sally du Randt als Primadonna in der Oper von Rufus Wainwright.
Sally du Randt als Primadonna in der Oper von Rufus Wainwright. © Jan-Pieter Fuhr

Rufus Wainwright ist so etwas wie der singende Til Schweiger. Beide haben eine beträchtliche Fanbase, trotz (oder wegen?) ihrer näselnden Stimme. Der amerikanisch-kanadische Songwriter erfreut manche und nervt andere dabei noch mit reichlich nöligem Gesang. 2009 wurde sein Musiktheater „Prima Donna“ in Manchester uraufgeführt, ein Herzenswunsch des selbsterklärten Opernfreaks.

Jetzt zeigt das Theater Augsburg die deutschsprachige Erstaufführung – und bietet eine tolle Ensembleleistung. Vor allem Sally du Randt begeistert als in die Jahre gekommene Diva, deren Comeback durch Selbstzweifel, die schicksalhafte Begegnung mit einem – singenden – Journalisten (mutig groteske Höhen erklimmend: Roman Poboinyi) sowie einen sinistren Butler verhindert wird. Zum Finale steht Madame eine gefühlte Ewigkeit am Fenster, betrachtet und besingt dabei ein Feuerwerk. Als das irgendwann dann doch mal abgebrannt ist, verklimpert auch die Oper.

Der Komponist meint es bitterernst

Text und Handlung von „Prima Donna“ erweisen sich als reichlich schwüle, klebrige Angelegenheit. Was wiederum perfekt zur Musik passt. Wainwrights arg belanglose, zwischen ödem Minimalismus und müden Kitschmelodien schwankende Partitur würde glatt als Parodie durchgehen. Doch der Komponist meint es bitterernst, klaut mal Puccini-Schmachtereien, bedient sich mal bei Richard Strauss. Wenn es kurz interessant wird und man sich auf die nächste Strauss-Kopie freut, kommt jedoch rasch doch nur wieder Wainwright-Geklingel.

Als Zuhörer hält man sich mühsam wach mit dem Spiel „Erkennen Sie die Melodie?“, als Zuschauer kommt schon man eher auf seine Kosten. Hans Peter Cloos inszeniert mit präziser Personenführung und zahlreichen filmischen Elementen. Der Abend gewinnt mehr und mehr an Atmosphäre, das Stück selbst ist freilich nicht zu retten. Der böse Butler (toll: Wiard Witholt) erinnert stark an Wainwright – ein hübscher Einfall! Dirigent Lancelot Fuhry bemüht sich redlich, mehr aus „Prima Donna“ herauszuholen, als drin ist.

Vielleicht gelingt Wainwrights zweiter Opernversuch ja besser, im Herbst wird in Toronto „Hadrian“ uraufgeführt. Im Zentrum steht des Kaisers Liebe zu einem Knaben. Klingt jetzt auch nicht unbedingt nach kitscharmer Zone...

Wieder am 6., 9. und am 15. Februar sowie am 2., 10., 18. und 27. März, 19.20 Uhr im Martini-Park, Telefon 0821 324 49 00

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