Placido Domingo und Diana Damrau in "La traviata"

Immer noch magische Momente: Placido Domingo und Diana Damrau mit Verdis „La traviata“ im Nationaltheater
Robert Braunmüller |
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Diana Damrau und Placido Domingo in "La traviata".
Wilfried Hösl Diana Damrau und Placido Domingo in "La traviata".

Immer noch magische Momente: Placido Domingo und Diana Damrau mit Verdis „La traviata“ im Nationaltheater

MÜNCHEN - Natürlich wäre es weise gewesen, wenn er vor rund 10 Jahren nach dem Tristan aufgehört hätte. Aber Placido Domingo wird noch immer bejubelt: auch als Bariton. Und hin und wieder stellen sich magische Momente ein, bei denen man sich freut, dass der Marathon-Mann der Oper noch immer auf der Bühne steht.

In der Festspiel-„Traviata“ im Nationaltheater war das die Arie „Di Provenza il mar“. Domingos Stimme verströmte sich. Das wohl erhaltene Timbre glänzte wie von altem Gold. Und endlich hielt er auch mal die Hände ruhig. Davor und danach regierte der Mythos. Der 76-jährige phrasierte die Musik recht kurzatmig und vernuschelte den Text. Öfter drängte sich der Eindruck auf, er würde Spanisch statt Italienisch singen. Das wäre möglicherweise zu verschmerzen, wenn Domingo eine Meinung zu Verdis widersprüchlicher Vaterfigur hätte. Ist Germont nun hart, berechnend oder sentimental? Beim Auftritt in Violettas Zimmer fehlte die anfängliche Grobheit. Domingo spielte einen grandseigneuralen Prälaten ohne Wandlung oder gar Entwicklung.

Das Unsortierte fiel besonders auf, weil Diana Damrau die Violetta sang. Die ist nun wahrlich keine geborene Traviata, weil sie auf der Bühne immer propper, bodenständig und gesund wirkt. Aber sie hat sich diese Rolle mit schwäbischer Gründlichkeit erarbeitet, und zwar bis zur Perfektion jeder kleinsten Geste und Note. Da fällt es auf, wenn der Bühnenpartner vor allem lässig agiert.

Riesenjubel – wie es sich sich für Festspiele gehört

Das „Sempre libera“ am Ende des ersten Akts bewältigt die Damrau vor allem technisch. Der Lebenshunger aus Todesnähe bleibt eher Behauptung. Emotional berührend wird die Sängerin erst im Todes-Akt, wenn sie das Verlöschen und letzte Aufbäumen der Figur mit fahler, zurückgenommener Stimme und letztem darstellerischem Einsatz gestaltet. Das Einstudierte fällt dann ganz ab. Sie wird endlich eins mit der Figur und ganz großes Musiktheater entsteht.

Unter den kleinen Rollen fiel der typgerecht besetzte Doktor von Kristof Klorek auf. Der Amerikaner Charles Castronovo sang den Alfred angenehm geradeheraus und ohne falsche Drücker. Andrea Battistoni begleitete die Sänger mit dem Bayerischen Staatsorchester sehr präzise. Am Ende festspielwürdiger Riesenjubel, Blumenwürfe und stehende Ovationen.

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