Pavillon 21 der Bayerischen Staatsoper vor Verschrottung?
Bei der erstmaligen Präsentation seiner millionenschweren Spielstätte auf Zeit war Münchens Staatsopernchef Nikolaus Bachler um große Worte nicht verlegen. Der Pavillon 21 Mini Opera Space, entworfen von dem Wiener Stararchitekten Wolfgang D. Prix und seinem Büro Coop Himmelb(l)au, werde „ein Ort der Recherche, des Experiments, des Labors und des Risikos“, an dem „unterschiedliche Formen der Kommunikation“ erprobt werden könnten, sagte der Intendant im November 2009.
Ein Risiko war das futuristische, mit auffallenden Stacheln besetzte Theatergehäuse tatsächlich, wie sich bald herausstellen sollte. Eigentlich sollte der „fliegende Bau“ in jeweils zwei Wochen
auf- und abmontiert werden können. Als „weltweit wahrnehmbares kulturelles Zeichen“ sollte er nicht nur die exklusiven Münchner Opernfestspiele bereichern, sondern durch ganz Europa touren und
Werbung für die Staatsoper machen.
In Wirklichkeit dauerte die Montage allerdings Monate und kostete mehr als eine halbe Million Euro. Jetzt steht Bachlers ehrgeiziges Projekt vor dem Aus. Nach nur zwei Einsätzen bei den Opernfestspiele 2010 und 2011 auf dem Münchner Marstallplatz lagert der Pavillon, in seine Einzelteile zerlegt, in einer Augsburger Lagerhalle. Der Mietvertrag dort – monatliche Kosten rund 3500 Euro – läuft Ende November aus, wie das bayerische Kunstministerium den Grünen nach deren Angaben vom Donnerstag auf eine Landtags-Anfrage hin mitteilte.
Womöglich bleibt nur die Verschrottung. In den vergangenen Monaten hatte die Staatsoper versucht, den Pavillon loszuwerden. Das Haus sei mit „zahlreichen Interessenten“ in Kontakt gewesen, schreibt das Ministerium den Grünen. „Nach Mitteilung des Bauzustandes und der voraussichtlichen Auf- und Abbaukosten“ hätten diese jedoch einen Rückzieher gemacht. Die Gesamtkosten des Projektes beziffert das Ministerium auf 3,25 Millionen Euro. Zwei Drittel der Summe steuerten Sponsoren wie die BMW-Marke Mini bei. Der Rest ist Steuergeld.
Für Bachler hat sich das Spektakel dennoch gelohnt. Es habe weltweit zahllose Kontakte und Berichte in allen möglichen Medien gegeben, verteidigte sich der Opernmanager in den Medien. Für den daraus resultierenden Werbeeffekt hätte man, rechnete Bachler hoch, konventionell etwa zehn Million Euro ausgeben müssen. Und auch aus Sicht der Sponsoren habe der Pavillon, so das Kunstministerium, die Erwartungen voll erfüllt.
Auch wenn das edle Gehäuse bald auf dem Müll landen sollte, wäre der Fall damit noch nicht abgeschlossen. Weil der Pavillon die Anforderungen an einen „fliegenden Bau“ nach Auffassung von
Staatsoper und Ministerium nicht erfüllt hat, ist vor dem Oberlandesgericht München eine Klage gegen Coop Himmelb(l)au und die Herstellerfirma anhängig.
Die Verantwortlichen bei der Staatsoper trifft lauf Ministerium keine Schuld an der Misere. Die tatsächliche Höhe der Auf- und Abbaukosten sei erst beim erstmaligen Abbau im September und Oktober 2010 festgestellt worden, heißt es. Der erste Aufbau sei noch Gegenstand der vom Hersteller geschuldeten Leistung gewesen. Weil auch der vertraglich fixierte Fertigstellungstermin nicht eingehalten wurde, habe die Staatsoper vorsorglich einen Teil der Baukosten zurückgehalten.