Pascal Deuber beim Bayerischen Staatsorchester
In den letzten Tagen des vergangenen Jahres starb der Hornist Hermann Baumann, den sein knapp 60 Jahre jüngerer Kollege Pascal Deuber bei der Ankündigung seiner Zugabe als große Inspirationsquelle würdigt. Baumann hat nicht nur Generationen von Hornisten ausgebildet, sondern war der Pionier des Naturhorns, der die Konzerte von Wolfgang Amadeus Mozart auf dem historischen Instrument so souverän wie auf dem modernen vortragen konnte. Hätte Baumann nicht einen substanzvolleren klingenden Nachruf verdient gehabt als irgendeinen Schmachtfetzen von Ennio Morricone, der vielleicht in einem Film gut aufgehoben ist, ganz sicher jedoch nicht auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper?
Immerhin veredelt Pascal Deuber, seit 2019 Solohornist des Bayerischen Staatsorchesters, den Schmarren mit seinem wunderbar leicht und feinsinnig aussingenden Ton. Deubers bläserische Kunst konnte man schon vorher studieren, als er die deutsche Erstaufführung des Hornkonzerts absolvierte, das ihm sein Schweizerischer Landsmann Gotthard Odermatt widmete. Der 1974 geborene Eidgenosse, von Haus aus Oboist, lässt den Solisten emsig etüdenhaft auf- und absteigen, sodass er seine Beweglichkeit und mühelos ansprechende Höhe demonstrieren kann.
Das ist aber schon das Vorteilhafteste, was man von dem Werk sagen kann, das das Orchester als eine bloße Begleitfolie benutzt und sich ansonsten in einer naiven Tonalität ergeht, die wirkt, als habe Odermatt außer den Soundtracks von Disney-Filmen keinerlei Einflüsse an sich herangelassen.
Was Vladimir Jurowski beim Dirigieren von Morricone und Odermatt denkt, wissen wir naturgemäß nicht, und er lässt es sich auch nicht anmerken. Der Generalmusikdirektor ist ein Profi. Hören wir lieber darauf, mit welcher Inspiriertheit er und das Bayerische Staatsorchester Mozarts Symphonie Nr. 29 A-Dur musizieren, wie sie deren subtiles Hell-Dunkel-Spiel feiern oder mit spritzigen Violinen die Brillanz des Finalsatzes genießen. Auch aus der Symphonie Nr. 6 in C-Dur von Franz Schubert, der "Kleinen", holt Jurowski das Mögliche heraus; Johannes Brahms, sicherlich kein Schubert-Verächter, zählte das Stück zu den "Vorarbeiten", die man besser pietätvoll übergehen sollte. Jurowski aber hält das Staatsorchester in der "kleinen" C-Dur-Symphonie in jeder Sekunde, auch in den Wiederholungen, präsent, animiert die Holzbläser dazu, wunderbar vorlaut zu tönen und ändert sogar fallweise ein originales Staccato in ein sinnvolleres Tenuto, um eine Phrase mit Bedeutung zu füllen.
Werke von Mozart, Schubert und Odermatt in der Musikalischen Akademie des Staatsorchesters im Nationaltheater