"Orlando paladino" von Haydn, inszeniert von Axel Ranisch

Opernfestspiele: Axel Ranisch inszeniert „Orlando paladino“ von Joseph Haydn im Prinzregententheater
Robert Braunmüller |
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Haydns "Orlando paladino" in der Inszenierung von Axel Ranisch im Prinzregententheater.
Wilfried Hösl 4 Haydns "Orlando paladino" in der Inszenierung von Axel Ranisch im Prinzregententheater.
Haydns "Orlando paladino" in der Inszenierung von Axel Ranisch im Prinzregententheater.
Wilfried Hösl 4 Haydns "Orlando paladino" in der Inszenierung von Axel Ranisch im Prinzregententheater.
Haydns "Orlando paladino" in der Inszenierung von Axel Ranisch im Prinzregententheater.
Wilfried Hösl 4 Haydns "Orlando paladino" in der Inszenierung von Axel Ranisch im Prinzregententheater.
Haydns "Orlando paladino" in der Inszenierung von Axel Ranisch im Prinzregententheater.
Wilfried Hösl 4 Haydns "Orlando paladino" in der Inszenierung von Axel Ranisch im Prinzregententheater.

Das Problem von Joseph Haydns Opern heißt Mozart. Seine Musik wird ausgesteift durch einen etwa zehnprozentigen Barockanteil. Und so schön, geistreich und brillant sie auch sein mag: Haydn unterscheidet im gleichzeitig zur „Entführung aus dem Serail“ entstandenen „Orlando paladino“ kaum zwischen ernsten und heiteren Figuren. Alles bleibt ein wenig kalt.

Lesen Sie auch unser Interview mit dem Regisseur Axel Ranisch

Es ist daher kein pures Vergnügen, Haydns Opern auf die Bühne zu bringen. Musikalisch steht in der zweiten Festspielpremiere der Bayerischen Staatsoper im Prinzregententheater alles zum Besten: Ivor Bolton dirigiert straff und federnd, das Münchener Kammerorchester spielt feurig, die Sängerbesetzung könnte nicht besser sein. Der klassikvernarrte Autorenfilmer Axel Ranisch inszeniert dazu einen kleinen Marthaler – weniger melancholisch, dafür derber und lustiger. Die Figuren von Haydns Dramma eroicomico versammeln sich in einem braun vertäfelten Programmkino, das sowohl dem Theatiner Filmkunst wie einem Bühnenbild von Anna Viebrock ähnelt, aber von Falko Herold entworfen wurde.

Die geheimen Lüste und Sehnsüchte seiner Insassen verrät bereits ein Film zur Ouvertüre. Der Besitzer, gespielt von Ranischs Lieblingsdarsteller Heiko Pinkowski, ist vernarrt in den Hauptdarsteller des expressionistischen Stummfilms „Angelica und Medoro“, der vor drei greisen Zuschauern gezeigt wird. Seine ältliche Gattin (Gabi Herz) vergnügt sich mit dem Hausmeister (Guy de Mey). Die der Gothic-Szene zuzurechnende Tochter (Tara Erraught) versteht die Welt nicht mehr und ordnet sie später wieder als zauberkundige Alcina. Dann brennt der Film durch, das schrullige Personal irrlichtert durch das Kino, das vom eifersüchtig rasenden Orlando kurz und klein geschlagen wird. Pinkowski ist eine gelungene Identifikationsfigur für den heutigen Zuschauer: Haydns halb parodistisches Gefühlskasperltheater spielt sich mehr oder weniger in seinem Kopf ab.

Eine perfekte Besetzung

Das ist zu begrüßen, denn von den Figuren trennt uns ein jäher Abgrund von über 200 Jahren, und die Figuren aus Ludovico Ariostos Epos in Versen gehören auch nicht mehr zum Bildungsgut. Dass der regelmäßige Opernbesucher ein paar Figuren aus den Händel-Opern „Alcina“ und „Orlando“ kennt, hilft nicht wirklich weiter. Nach der Pause zerfleddert der Abend ein wenig. Das liegt in der Natur der Sache, weil Haydn und sein Textdichter primär schöne Arien aneinanderreihen, anstatt eine Geschichte zu erzählen.

Der liebeskranke Orlando wütet weiter, das hohe Paar flüchtet in die Wildnis, Gabi Herz geht in den Wirren leider verloren. Ranisch zeigt dazu auf der Leinwand kämpfende Ritter und das komplexe Coming-out von Herrn Herz alias Pinkowski, ehe die Affekte am Ende zur allgemeinen Zufriedenheit neu sortiert werden. Das steckte auch das bestens gelaunte Publikum an. Dem einzelnen Buhrufer antworteten Ovationen.

Die Sängerbesetzung ist ein Meisterwerk aus jungen, schlanken Stimmen wie dem elegant singenden Dovlet Nurgeldiyev mit seiner herausragend schönen Tenorstimme als Medoro, der in seinem Heldenkostüm ein wenig an Paul Hubschmid im „Tiger von Eschnapur“ erinnert.

Ein kostbares Vergnügen

Die etwas metallischere Stimme von Mathias Vidal (Orlando) hebt sich davon wunderbar ab. Der dritte Tenor ist ein Buffo: David Portillo darf als angeberischer Knappe Pasquale die wunderbare Virtuosenparodie der Musiker-Arie singen. Adela Zaharia gibt würdevoll und koloratursicher die edle Angelica, Elena Sancho Pereg die zauberhafte Eurilla, deren Arien durchaus mit Mozarts Blondchen oder Zerlina mithalten können.

„Orlando paladino“ ist ein kostbares, aber kaum repertoirefähiges Vergnügen, weil sich die Filme gegen jede Umbesetzung sträuben. Staatsopern-Chef Nikolaus Bachler gab vor zwei Jahren mit der ähnlich luxuriösen Inszenierung von Rameaus „Les Indes galantes“ den Sonnenkönig. Heuer reicht es nur für den Fürsten Esterházy. Aber das ist ja auch nicht schlecht.

25., 27. und 29. Juli (19 Uhr) im Prinzregententheater, teure Restkarten zu 132 Euro unter Telefon 2185 1920

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