Opa und Enkel im Verteilungskampf
Trau’ keinem über 30!” hieß ein Kampfruf der 68er-Generation. Henning Venske war 1968, das den Aufbruch aus der restaurativ nachwirtschaftswunderlichen BRD markiert, knackige 29 Jahre alt. Damit bewegte er sich bereits im Grenzbereich zu jenen alten Männern, unter deren Talaren der Muff von 1000 Jahren gewittert wurde. Kai Magnus Sting wiederum ist Jahrgang 1978 – dass Satire-Oldie Venske im richtigen Leben Stings Großvater sein könnte, erscheint eher unwahrscheinlich.
Das macht aber nichts: Als Opa in einer Senioren-Residenz und Enkel in einer Studentenbude durchätzen sie mit ihrem Kabarett-Duett „Gegensätze”, das seine Premiere bei der Lach- und Schießgesellschaft erlebte, das letzte halbe Jahrhundert bundesrepublikanischer Wirklichkeiten. Der Befund der Wortschlacht: Aus dem Generationenkonflikt wurde ein Verteilungskampf. Wird die junge Generation die Zukunft verspielen oder haben die Alten längst die Vergangenheit vermasselt?
In der Medizin reicht es nur noch für ein „künstliches Hüftgelenk im Selbsteinbau”, dafür hat der Enkel 2000 Freunde bei Facebook. Bedenken, damit habe die Wirtschaft online Zugang zum Privaten, hat er nicht: „Ich bin inhaltsleer. Ich habe nichts zu verbergen.” Immerhin kann der Kleine Schiller zitieren, worauf der Alte mit Liedzeilen der Hardrocker AC/DC kontert. Komisch findet Großväterchen, „dass im Spülmittel echte Limonen sind, während Bitter Lemon mit künstlichem Aroma hergestellt wird”.
So richtig warmgelaufen haben sich die beiden Satiriker bei ihrer ersten Zusammenarbeit allerdings noch nicht. Der Dialog läuft überraschend zäh. Hier begegnen sich zwei Textvirtuosen, die die gemeinsam entwickelten Pointen nicht spielen, sondern nur auf zwei Sprecher verteilt haben. Schauspielerisch lassen sich Opa und Enkel, ganz anders als es bei Venskes bisherigem Duopartner Jochen Busse der Fall war, in kamillenteehaft sanfter Ruhe.
Lach- und Schießgesellschaft, bis Sa, 20 Uhr, Tel. 39 19 97