Offenbach mit dem Jewish Chamber Orchestra

Daniel Grossmann mit Offenbach-Einaktern samt Video-Kommentar in der Kammer 1 der Kammerspiele
Robert Braunmüller |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Es klang wie eine Drohung und nach dem politisch korrekten Einrennen scheunentorweit offener Türen, für die der Schauplatz der Aufführung berühmt ist. Dennis Metaxas wolle, so erklärte der Dirigent Daniel Grossmann in der Kammer 1, den Rassismus und die Frauenfeindlichkeit zweier satirischer Einakter mit einem Video-Kommentar kritisieren.

Aber es funktionierte. Das Jewish Chamber Orchestra Munich spielte die Ouvertüre zu der unter Menschenfressern spielenden Operette „Oyayaye ou La Reine des îles“. Dazu fuhr die Kamera die lange Rolltreppe am Odeonsplatz hinauf. Zu Offenbachs Tropensturm zeigte die Leinwand eine dürftig beleuchtete Straße, später gab es einen Schokobrunnen und im zweiten Teil Barbiepuppen sowie amerikanische Rechtsradikale mit dem Sternenbanner als Lendenschurz.

Lesen Sie auch unser Interview mit Daniel Grossmann

Nicht einmal die großmäuligen Politmanifeste zu Markus Söder und dem Postkolonialismus störten. Die visuelle Ebene vertrieb die Peinlichkeit konzertanten Musiktheaters, das sonst schnell ein wenig nach Zichorienkaffee, Tofu-Steak oder Kunsthonig schmeckt. Offenbachs musikalischer Witz ist stark genug, neben kraftvollen Bildern zu bestehen, wenn eine Wäscherin „Stoffmanschetten“ im Stil der italienischen Oper besingt.

Andreas Burkart, Joshua Owen Mills und Laura Nicorescu ging das Französisch im zweiten Einakter „Pomme d’api“ leichter von der Zunge wie die deutsche Übersetzung der ersten Operette. Musik von John Cage eröffnete und unterbrach den Abend.

Die intimen Kammerspiele passen perfekt zu Offenbach und seiner trockenen Musik. Was auch immer andere Münchens Bühnen zum 200. Geburtstag des Komponisten planen mögen: Dieser 90-minütige Abend verzichtete ganz und gar auf den angestrengten Humor durchschnittlicher Offenbach-Aufführungen. Gelacht wurde trotzdem, auch wenn einem die Videos das Lachen im Hals stocken ließen. Es wird schwer, es besser zu machen.     Robert Braunmüller

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.