Nikolaus Habjan über "Der Herr Karl" und Webers "Oberon"

Der Puppenspieler Nikolaus Habjan gastiert mit „Der Herr Karl“ im Residenztheater und inszeniert Carl Maria von Webers „Oberon“ für die Opernfestspiele
Robert Braunmüller |
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"Der Herr Karl" von Qualitinger und Merz in der Version von Nikolaus Habjan.
3 "Der Herr Karl" von Qualitinger und Merz in der Version von Nikolaus Habjan.
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"Der Herr Karl" von Qualitinger und Merz in der Version von Nikolaus Habjan.
3 "Der Herr Karl" von Qualitinger und Merz in der Version von Nikolaus Habjan.

Der Puppenspieler Nikolaus Habjan gastiert mit „Der Herr Karl“ im Residenztheater und inszeniert Carl Maria von Webers „Oberon“ für die Opernfestspiele

Puppentheater steht normalerweise etwas im Schatten. Im sonnigen Juli kommt es in den Staatstheatern groß heraus. Am Samstag und Sonntag gastiert Nikolaus Habjan mit seiner Version des Monologs „Der Herr Karl“ im Residenztheater. Am 21. Juli hat seine Version von Carl Maria von Webers Oper „Oberon“ im Prinzregententheater Premiere. In der kommenden Saison inszeniert Habjan „Der Streit“ von Marivaux im Cuvilliéstheater.

AZ: Herr Habjan, 1961 hat Helmut Qualtinger den „Herrn Karl“ im Fernsehen gespielt. Der Film wurde oft wiederholt. Wie sitzt einem der Qualtinger im Nacken, wenn man das Ein-Personenstück neu inszeniert?
NIKOLAUS HABJAN: Qualtinger war einfach genial. Aber es wäre der größte Fehler, ihn imitieren zu wollen. Natürlich hätte ich die Puppe eines dicken Mannes im grauen Kittel mit Hitlerbärtchen bauen können. Aber das wäre langweilig geworden.

Was ist Ihre Lösung?
Ich habe mich mit der Entstehung des Texts von Qualtinger und Carl Merz beschäftigt. Sie haben den Text aus Interviews mit mindestens vier Personen zusammengebaut. Die Ideologie stammt von einem Garderobier im Volkstheater. Die Sprechweise ähnelt der des Wirts im Wiener Gasthofs „Gutruf“, von dem sogar ein Tondokument existiert. Ich spreche den ganzen Text, spiele den Monolog aber mit drei Puppen: einem Gast, dem Oberkellner und einer manisch-depressiven Bardame. Das ganze spielt in einem Caféhaus, in dem die Zeit stehengeblieben ist.

Der Text wirkt erstaunlich frisch.
Ja, leider. Wenn etwa FPÖ-Politiker in Österreich Behinderten das Wahlrecht entziehen wollen, dann gibt es keinen Aufschrei. Das regt mich auf. So fängt es an. Auch der Herr Karl erzählt sehr brutale Sachen, aber immer in dem Tonfall „Leider hat man nix machen können“.

Wer ist der Herr Karl eigentlich?
Er hat sich als Opportunist durch die österreichische Geschichte des 20. Jahrhunderts laviert. Er war erst Sozialist, dann Christsozialer, später Nazi. Und er behauptet, durchwegs Opfer der Umstände gewesen zu sein.

Wie sind Sie Puppenspieler geworden?
Ich war schon als Vierjähriger fasziniert von Mozarts „Zauberflöte“. Bei einem Besuch in Salzburg durfte ich die Oper im dortigen Marionettentheater sehen. Da war ich hin und weg.

Warum muss man Carl Maria von Webers „Oberon“ eigentlich bearbeiten?
Der Komponist wusste, dass er nicht mehr lange zu leben hatte, und wollte seine Familie mit dieser Oper finanziell absichern. Der Text entstand in größter Eile. Die deutsche Vorlage von Christoph Martin Wieland wurde ins Englische übersetzt und dann wieder zurück ins Deutsche. Dadurch entstand ein groteskes Stück, das auf viele Motive aus Mozarts „Entführung“, die „Zauberflöte“ und Shakespeares „Sturm“ zurückgreift.

Was machen Sie daraus?
Ich habe versucht, eine Rahmenhandlung zu bauen, die es erlaubt, auch abstruse Szenen auf die Bühne zu bringen. Und es war mir wichtig, den Streit von Oberon und Titania auf die Bühne zu bringen.

Wie bringt man beides zusammen?
Ich habe mich viel mit Verhaltensforschung beschäftigt. Die Handlung wird als Menschenversuch erzählt. Oberon und Titania sind Wissenschaftler, die im Labor eine Zauberwelt kreieren. In der Aufführung wird der Orient als Live-Schattentheater dargestellt, in Anlehnung an die Filme von Lotte Reininger.

Seltsamerweise denken bei Puppentheater alle Leute, das sei nur was für Kinder.
Das ist auch historisch falsch. Persisches Figurentheater war immer für Erwachsene. Nur in Deutschland und Österreich hat sich der Kasperl ins Kinderzimmer abdrängen lassen, nicht aber seine Verwandten, etwa Punch and Judy in Großbritannien oder Don Cristobal in Spanien. Das sind zum Teil brutale Figuren. Aber auch bei uns gab es im Ersten Weltkrieg noch Kasperltheater an der Front. Der kämpfte gegen Hexen, Krokodile und Juden. Aus Letzteren wurde später der Zauberer. Aber den spitzen Hut trägt er noch immer.

Wo erfährt man das alles?
Im Münchner Stadtmuseum gibt es eine sehr gute Dauerausstellung zur Geschichte des Puppentheaters. Ich gehe da immer gerne hin, wenn ich in München bin.

„Der Herr Karl“ am 8. und 9. Juli um 20 Uhr im Residenztheater, Restkarten online und unter % 2185 1940. Alle Vorstellungen von „Oberon“ sind ausverkauft. Am 28. Juli tritt Habjan im Prinzregententheater mit Franui als Kunstpfeifer auf

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