Neue Leitung des Deutschen Theaters: Der Schatz im Silbersaal

Erst einmal "für Ruhe Sorgen" will er. Was kein Wunder ist, nachdem in einer Blitz-Aktion des städtischen Aufsichtsrats die bisherige Doppelspitze aus Werner Steer und Carmen Bayer abgesetzt worden war und schnell eine neue Leitung gefunden werden musste.
Der neue Chef des Deutschen Theaters ist vielseitig
Thomas Linsmayer ist vieles: Rechtsanwalt, Kunsthistoriker, Kurator, langjähriger Betreuer der Münchner Stipendiatenvilla Ebenböckhaus sowie Galerieleiter der Pasinger Fabrik und dort Mitbegründer etlicher Formate wie den internationalen Festivals. Daneben bespielt er den Bürgersaal Fürstenried kulturell und betreibt einen privaten monatlichen Kultursalon.
Das Deutsche Theater ist mit rund 350.000 Zuschauern im letzten Vor-Corona-Jahr und 1.500 Plätzen natürlich ein anderes Kaliber. "Das ist ein großer Vertrauensvorschuss der Stadt, dessen bin ich mir natürlich bewusst", sagt Linsmayer zur AZ. Aber der Spielraum der Leitung ist so groß auch wieder nicht, weil das Deutsche Theater selbst keine Musicals produziert, sondern auf dem internationalen Markt einkauft.
Nicht alles soll anders werden
Was kann man in Zukunft in dem Haus überhaupt anders machen? "Ich will ja gar nicht alles anders machen. Meine Vorgänger haben ja erfolgreich gearbeitet", meint Linsmayer: "Oft konnte das Deutsche Theater den ohnehin geringen Zuschuss der Stadt sogar wieder zurückzahlen."
Ein Kleinod will Linsmayer aber verstärkt beleben: "Die Stadt München hat vor wenigen Jahren das Haus generalsaniert - und damit auch den historistischen, neobarocken Silbersaal. Den könnte man durchaus mit noch mehr Leben füllen, mit neuen Konzertreihen und Themenschwerpunkten aus der internationalen Welt- und Volkskultur. Und die Stadt will mich dabei auch unterstützen."
Auf Thomas Linsmayer warten viele Aufgaben
Eine Aufgabe Linsmayers - neben der ordnungsgemäßen Auszahlung bisher nicht ausgezahlter städtischer Zuschüsse an die Mitarbeiter und die Ordnung von Arbeitszeitkonten - wird auch die verpflichtende internationale Ausschreibung der Leitungsposition des deutschen Theaters im Sommer sein.
Ob er da selbst antritt? "Jetzt muss ich erst einmal morgen in das schöne Haus eintreten", meint Linsmayer. Ob so ein Haus in Zukunft dann wieder eine Doppelspitze mit insgesamt über 300.000 Euro Gehalt für die Leitung braucht?