Neuanfang mit dem Programm "Wir sind wieder wer"

Das kann ja heiter werden: Heute startet das neue Hausensemble der Lach & Schieß mit dem Programm „Wer sind wieder wir“
Matthias Hejny |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

"Ich habe den Eindruck, dass es klappen könnte“ meinte Frank Smilgies nach einer Voraufführung in Freising. Das selbstbewusste Understatement gründet sich auf den maßgeschneiderten Reaktionen des Testpublikums und auf dem guten Gefühl, Teil eines etwas ganz Besonderen zu sein. Smilgies ist ein Viertel des neuen Ensembles der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Vor vier Jahren wurde die zu dieser Zeit aus Beatrix Doderer, Severin Groebner und Ecco Meineke gebildete Truppe aufgelöst, doch heute Abend wird die Geschichte des hauseigenen Ensembles an der Ursulastraße weiter geschrieben.

Im 59. Jahr des Schwabinger Theaters hat das 50. Programm Premiere. Wie die Besetzung der Gründerzeit, bestehend aus den Schauspielern Ursula Herking, Klaus Havenstein, Hans Jürgen Diedrich und dem abgebrochenen Theaterwissenschaftsstudenten Dieter Hildebrandt, tritt auch heute wieder ein Quartett aus einer Frau und drei Männern auf.

Die Dame alleine mit dem Herren-Trio ist Caroline Ebner. Sie arbeitete an Schauspielhäusern in Düsseldorf, Hamburg, Hannover und während der Intendanz Frank Baumbauers an den Münchner Kammerspielen. Anschließend „habe ich mich unsichtbar gemacht“, erzählt sie.

Die Bühne vermisste sie erst wieder, als sie bei der Lach- und Schießgesellschaft eine Vorstellung des Comedy-Duos Ulan & Bator sah. Frank Smilgies und Sebastian Rüger, wie die beiden bürgerlich heißen, hatten zusammen mit Caroline Ebner an der Folkwang-Hochschule in Essen Schauspiel studiert. „Wir kommen aus dem gleichen Stall“, heißt es. Da war es klar, dass sie bei ihrer Kommilitonin anriefen, als sie den Auftrag hatten, ein neues Lach- und Schieß-Ensemble zu bilden. Smilgies und Rüger entsannen sich damals auch an eine großartige Zeit, als sie noch unbekannt waren und während einer Veranstaltungsreihe auf den Musiker Norbert Bürger trafen. Der bildete damals zusammen mit Conny Kreitmeier das pop-jazzige und immer zu musikalischen Späßen geneigte Orchester Bürger Kreitmeier.

Tradition im Titel

Wie er selbst ein Lach-und-Schießer wurde, erzählt Sebastian Rüger so: „Es war in den Wochen nach Hildebrandts Tod“. Während des Gastspiels von Ulan & Bator versuchte Stefanie Rosner, im „Laden“ die Chefin der Herzen, „uns immer mal unter vier Augen zu sprechen, aber es gab keine Gelegenheit. Dann schob sie, wie früher in der Schule, einen Zettel zu uns rüber. Ich glaube, den habe ich noch. Da stand drauf: „Wollt Ihr vielleicht unser neues Ensemble sein?“ Da haben wir von Herzen zugesagt“.

Die Entscheidung von Till Hofmann, dem Leiter von Lustspielhaus, Vereinsheim und Lach- und Schießgesellschaft, sich für die schräge Komik von Ulan & Bator zu entscheiden, signalisiert einen Versuch, neue Wege zu gehen. Mit dem klassischen politischen Kabarett hatten beide bisher eher wenig zu tun und geben zu, niemals ein Programm der Vorgängertruppen gesehen zu haben. Caroline Ebner wiederum kannte als Münchnerin das Haus und sein Ensemble. Sie empfindet es „als eine wirkliche Ehre“. Aber „klar ist, dass wir wir sind und gar nicht erst an Fußstapfen, die man gar nicht bedienen kann, denken sollten“.

Zumindest beim wortverspielt vieldeutigen Programmtitel wird die Tradition bewahrt: „Wer sind wieder wir“. Mit dem Bezug auf „Wir sind wieder wer“ aus dem Wirtschaftswunder-Deutschland stellen die vier Fragen zur Selbstvergewisserung - sowohl ihrer eigenen als auch die der gesamten Nation.

An Themen fehlt es zur Zeit nicht: „Alles explodiert gerade“. Sogar ihre Zusammenarbeit ist ein politisches Statement, denn jeder ist gleichberechtigt Autor, Dramaturg, Regisseur, Musiker und Darsteller: „Wir haben es geschafft, das demokratisch durchzuziehen. Regie von unten gibt es so gut wie keine. Wir haben alles selbst gemacht“.

Münchner Lach- und Schießgesellschaft, heute Premiere (ausverkauft), Vorstellungen im November 3. bis 7., 11. bis 14., 18. bis 21., 25. bis 28., 20 Uhr, Telefon 391997

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.