Mittermeiers "Lucky Punch": Mit neuen Todeswuchteln

Der neue Look steht ihm. Der ewige T-Shirt-Träger tritt jetzt im Anzug auf, was ihn zusammen mit den ergrauten Haaren fast erwachsen erscheinen lässt. Im anthrazitfarbenen Zwirn steckt natürlich noch immer der Michi aus Dorfen, aber er gehört inzwischen zur 50-Plus-Generation und hat eine zehnjährige Tochter, die im familiären Alltag an seiner Komik-Kompetenz zweifelt. "Sehr witzig, Papa!" stöhnt das Kind auf und rollt die Augen, wenn der Alte mal wieder lustig sein wollte.
Für das Selbstbewusstsein eines Profihumoristen ist das verheerend. Deshalb flieht Michael Mittermeier von Küche und Kind zu Leuten, die seinen Humor verstehen und bringt ihnen ein ganz neues Programm mit. Obwohl längst die großen Hallen zu seinem natürlichen Lebensraum gehören, spielte er die München-Premiere im Lustspielhaus, das vergleichsweise das intime Flair eines Club-Auftritts bietet.
Mittermeier erzählt viel – und gut
Den Titel der Show leiht sich Mittermeier beim Boxsport: "Lucky Punch", so lernt man, ist der glückliche Schlag eines hoffnungslos unterlegenen Boxers, mit dem er den Gegner überraschend auf die Bretter schickt. Auch der Untertitel ist erklärungsbedürftig. "Die Todes-Wuchtl schlägt zurück" ist aus dem österreichischen Sprachraum. Wuchtln sind spontane Pointen, die aus einer peinlichen Situation eine entspannte Lage machen können.
Eine Todes-Wuchtl ist der finale, unüberbietbare Gag und kann sogar Leben retten, erläutert der Comedian, der sein profundes Stand-up-Handwerk vor allem im englischsprachigen Humoruniversum lernte, am Beispiel eines Gigs in Südafrika. Damals beleidigte er betrunkene Briten und wurde trotzdem nicht verprügelt. Ob die Anekdote wirklich so passierte?
"Lucky Punch": Zahlreiche kuriose Anekdoten
Sie ist einfach richtig gut erzählt. Und er hat viel zu erzählen. Wirklich substanzielle Botschaften sind weniger denn je dabei. Die Substanz und die Botschaft ist er selbst. Während Michael Mittermeier rein äußerlich nicht mehr der hyperaktive Bub ist, blieb sein Gehirnkastl die unaufgeräumte Villa Kunterbunt. Eine Liste der sich assoziativ reihenden Themen kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.
Komisches und Kurioses in der Münchner U-Bahn gehören dazu, eine vergleichende Analyse von Bruce Lee und Chuck Norris, Plaudereien über Intimrasur und Schamlippen-OPs, die Inflation von Superhelden im Kino, die auf den schlechten Zustand unserer Welt schließen lässt oder der geniale Einfall, Apples Siri und Amazons Alexa einfach mal in einen Raum zu sperren und aufeinanderzuhetzen. Nur die Nummer mit Donald Trump habe er gestrichen, erzählt er zerknirscht, denn "ich musste anerkennen, dass er der bessere Komiker ist".
Nächste Vorstellungen: Circus Krone, 3./4. Oktober, 20 Uhr, Tel. 54 81 81 81