Mit Kirill Petrenko zum FC Bayern

Der britische Tenor Toby Spence über München, Fußball, das Museum Brandhorst und Mozarts „La clemenza di Tito“ im Nationaltheater
Robert Braunmüller |
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Zwei Jahre nach dem Sturm auf die Bastille komponierte Mozart 1791 für die böhmische Krönung des Habsburgerkaisers Leopold II. seine letzte Oper „La clemenza di Tito“ – ein Werk über das Grundproblem des aufgeklärten Herrschers, Macht und Humanität vereinen zu wollen. Am Montag hat Jan Bosses Neuinszenierung im Nationaltheater Premiere. Toby Spence singt die Titelpartie.

AZ: Mr. Spence, ein verteufelt humaner römischer Kaiser, der allen Verschwörern gnadenlos verzeiht – ist das wirklich eine Traumrolle?

TOBY SPENCE: Ich finde, dass die Figur oft missverstanden wird: als alter, weiser Mann, der richtige Entscheidungen trifft. Das ist undramatisch. Die meisten Opern leben von falschen Entscheidungen.

Aber dieser Titus macht nun mal alles richtig.

Ich habe mich bei der Vorbereitung viel mit der historischen Figur beschäftigt. Er war nicht mehr ganz jung, als er an die Macht kam und anfangs sehr unpopulär. Seine Politik machte ihn rasch zu einem populären Herrscher. Das ist interessant. Kennen Sie die Serie „West Wing“?

Leider nein.

Die zentrale Figur ist ein amerikanischer Präsident. Außerhalb des Weißen Hauses ist er sehr unpopulär. Der Zuschauer findet ihn dagegen sympathisch, weil er miterlebt, wie die Entscheidungen im Oval Office fallen. Mozarts „La clemenza di Tito“ funktioniert ganz ähnlich.

Es geht also um das Pathos der Entscheidung.

Wir sehen, wie er zu seinen Entschlüssen kommt. Die Inszenierung stellt das in den Rezitativen stark heraus – durch Pausen. Dadurch entsteht eine dramatische Spannung.

Die Rezitative sind nicht von Mozart.

Da ist egal. Sein Schüler Franz Xaver Süßmayr komponierte sie. Die eigentliche Qualität liegt aber im Textbuch von Pietro Metastasio.

Was macht diesen Titus zu einem guten Herrscher?

Er hört allen zu, lässt sich aber nicht beeinflussen. Und er hat das Talent, den dramatischen Knoten der Intrige zu lösen.

Der Regisseur Jan Bosse kommt vom Schauspiel. Ist das ein Problem?

Gute Regisseure kennen keine Grenzen zwischen den Sparten mehr. Bosse respektiert die Vorschläge der Sänger. Seine Inszenierung charakterisiert die Figuren subtil, und darauf kommt es hier an.

Wie arbeitet der Dirigent Kirill Petrenko?

Ich habe mit ihm zweimal, am Beginn der Proben, über Fußball gesprochen. Dann nur noch über Musik. Seine Probentechnik ist raffiniert: Petrenko weist einen auf bestimmte Details der Partitur hin, einen harmonischen Übergang etwa, und möchte hören, wie man darüber denkt und dies gestalten will. Und er hat einen untrüglichen Sinn dafür, auf Papier geschriebene Noten in ein Drama zu verwandeln. Petrenko reagiert mit dem Orchester genau auf das, was auf der Bühne passiert.

Was haben Sie mit ihm über Fußball gesprochen?

Er ist Fan von Bayern München und geht auch ins Stadion. Ich unterstütze Arsenal London. Beide Mannschaften treten am 19. Februar und 11. März im Achtelfinale der Champions League gegeneinander an. Wir haben überlegt, zusammen das Rückspiel zu besuchen.

Sie gelten als Kunst-Fan. Hatten Sie Zeit, in München eine Ausstellung zu sehen?

Ich mag das Museum Brandhorst. Ein großartiger Bau und eine fantastische Sammlung von Werken des Künstlers Cy Twombly. München hat außerdem den besten Fußball, eines der besten Opernhäuser der Welt, tolle Orchester und den besten Flughafen. Hier werden großartige Autos gebaut – und das alles in einer Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern. Ein großartiger Platz zum Leben!

Ihre Heimatstadt London ist doch auch nicht schlecht.

Aber da gibt es wegen der Größe auch mehr Mittelmaß.

Die Premiere am Mo, 19 Uhr, wird von BR Klassik übertragen, am 15. Februar als Lifestream im Internet auf Staatsoper.tv

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