Mit dem Kleid gendern? Markus Blume verleiht Kunstförderpreise

Die Verleihung der Bayerischen Kunstförderpreise im Gärtnerplatztheater
Gruppenfoto mit gegendertem Kleid. Die Preisträgerinnen und Preisträger mit Kunstminister Markus Blume (rechts).
Gruppenfoto mit gegendertem Kleid. Die Preisträgerinnen und Preisträger mit Kunstminister Markus Blume (rechts). © Andreas Gebert

In hiesigen Behörden ist die Gendersprache mit Sonderzeichen zur Geschlechterumschreibung unzulässig! So ein Beschluss der Staatsregierung vom März 2024. Bayerns Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume übersah bei der Verleihung der Bayerischen Kunstförderpreise im Gärtnerplatztheater ganz lässig das Kleid der ersten Preisträgerin Julie Batteux mit dem unübersehbaren grünen Schriftzug "*innen".

Praktiziertes bayerisches "Leben und leben lassen"? Oder "Liberalitas bavarica"? Wobei sich diese lateinische Inschrift in der Fassade des Klosters Polling bekanntlich nicht auf den freien Sinn bezieht, sondern auf die Freigebigkeit der Herrschenden.

Bei der Kunst wird nicht gespart

Die bleibt, wenigstens auf staatlicher Seite, einigermaßen erhalten. "In Bayern wird bei Kunst und Kultur nicht gespart", sagte der Minister in Anspielung auf die angespannte staatliche Finanzlage in Zeiten der Schuldenbremse und auch kommunaler Kürzungen im Kulturbereich. "Wir werden keine großen Sprünge machen können, aber wir halten, was wir versprechen", so der Minister weiter.

Markus Blume mit Josef E. Köpplinger
Markus Blume mit Josef E. Köpplinger © Andreas Gebert

Blume betonte die Bedeutung von Kunst für eine offene Gesellschaft und bezeichnete die Geehrten in diesem Sinn als "Freiheitskämpfer und -kämpferinnen" - ohne Sternchen. Davor betonte der Gärtnerplatz-Hausherr Josef E. Köpplinger noch die Bedeutung von Diversität für ein blühendes kulturelles Leben.

Außergewöhnliche Begabung

Die Bayerischen Kunstförderpreise werden seit 60 Jahren in vier Sparten auf Vorschlag von Jurys an Nachwuchskünstler vergeben. Anlässlich des Jubiläums wurde die Dotierung auf 7000 Euro erhöht. Die Preisträgerinnen und Preisträger, die am Beginn ihres Schaffens stehen, sollen sich durch eine außergewöhnliche künstlerische Begabung auszeichnen und bereits hervorragende Leistungen vorweisen können.

Im Bereich der Bildenden Kunst wurden Julie Batteux (Nürnberg), Johanna Gonschorek (München), Eunju Hong (München) und Ayaka Terajima (Ottobrunn) ausgezeichnet. Ihre Arbeiten sind ab 21. Januar in der - nichtstaatlichen und deshalb problemlos mit Sternchen gendernden - Galerie der Künstler*innen in der Maximilianstraße 42 zu sehen.

Nach der Ehrung dieser Sparte las Preisträgerin Linda Blümchen (Residenztheater) eine versöhnliche Episode aus dem Roman "Wo die Geister tanzen" von Joana Osman, in der zwei Frauen mit palästinensischen Vorfahren bei einem Gewitter in Tel Aviv unter dem riesigen Regenschirm einer alten Israelin Schutz suchen.

13 Punkte aus Bayern

Weitere Preisträger der Sparte Literatur waren Stefanie Kremer (Pöcking), Fabian Lenthe (Nürnberg) und Robert Segel (Nürnberg). Im Bereich Darstellende Kunst wurden neben Blümchen die in Würzburg wirkende Mezzosopranistin Vero Miller, die Tänzerin Bianca Teixeira (München) und die Schauspieler, Leon Tölle (Bamberg), Vincent zur Linden (Residenztheater) geehrt.

Die Preise im Bereich Musik gingen an die Blockflötistin Sophia Schambeck (München), den Jazz-Gitarristen Philipp Schiepek (Dinkelsbühl), die Hackbrettvirtuosin Lisa Schöttl (Otterfing) und Malik Harris (Landsberg am Lech), der zum Abschluss der Verleihung noch einmal seinen Song "Rockstars" interpretierte, mit dem er 2022 erfolglos beim ESC teilgenommen hatte.

Blume sprach Harris zum Trost für sein schlechtes Abschneiden neben dem Preisgeld noch großzügig "12 Punkte aus Bayern" zu. Dann versammelten sich alle Preisträgerinnen und Preisträger zum Gruppenbild mit dem Minister.

Das Sternchen-Kleid blieb an und auf dem Foto - im Gegensatz zu einer gegen diese staatliche Sprachregelung protestierende Fahne an der Hochschule für Fernsehen und Film in der Gabelsbergerstraße. Die - so hört man - musste auf Anweisung des Ministeriums abgehängt werden. Sie soll nun nur noch zu besonderen Anlässen vor dem Gebäude wehen und für eine geschlechtergerechtere Sprache werben.

Transparenzhinweis: Der Autor dieses Artikels ist Mitglied der Jury Musik

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