#Metoo in Bayreuth: Festspiele kündigen Konsequenzen an
Bayreuth - Die Bayreuther Festspiele kündigen nach Sexismus-Vorwürfen Konsequenzen an. "Das sind ungeheuere Vorwürfe", sagte der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Georg von Waldenfels, am Samstag. Es gebe "gar kein Vertun, dass wir mit allem Ernst und aller Unnachgiebigkeit dem nachgehen werden". Der Verwaltungsrat wolle sich in seiner nächsten Sitzung mit dem Thema befassen.
Der Start der Festspiele an diesem Montag wird von Sexismusvorwürfen überschattet und hat nun auch eine #Metoo-Debatte. Im "Nordbayerischen Kurier" berichteten Frauen, dass sie auf dem Grünen Hügel angefasst wurden oder sich sexuelle Anzüglichkeiten anhören mussten.
Festspiel-Chefin Wagner bestätigte, dass auch sie selbst betroffen war: "Sexuelle Anzüglichkeiten und teilweise Übergriffe in gewisser Weise ja", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Ich habe mich aber zu wehren gewusst." Am Samstag fügte sie hinzu, sie habe "sehr sehr deutlich gehandelt".
Sie befinde sich als Festspiel-Chefin aber auch in keiner Abhängigkeit. Sie könne verstehen, dass Frauen, die in der Hierarchie nicht so weit oben stünden wie sie, Angst hätten, über Übergriffe zu sprechen. Diese Angst wolle sie den Frauen nehmen. Sie rief sie auf, sich zu melden - auch anonym über einen Briefkasten oder Briefe, die unter ihrer Bürotür hindurchgeschoben werden könnten.
Ex-Musikdirektor Thielemann weist Vorwürfe zurück
Unabhängig von den Übergriffen waren auch Vorwürfe gegen den früheren Musikdirektor Christian Thielemann bekannt geworden, der in diesem Jahr den "Lohengrin" dirigiert. Er soll sich frauenfeindlich geäußert haben, weil zwei Bassistinnen im Orchester ihm zu viel gewesen seien. Thielemann hatte diese Vorwürfe ebenso zurückgewiesen wie die, er vergreife sich hier und da im Ton.
Waldenfels sagte, er habe Thielemann mit den Vorwürfen konfrontiert. Der habe sich nicht darüber beschwert, dass es zwei Frauen am Bass gab, sondern dass es zwei neue Gesichter gewesen seien und ihm die Zusammensetzung des Orchesters mit vielen neuen Musikern nicht gefallen habe. Mit dem Geschlecht der Bassistinnen habe das nichts zu tun gehabt. Auch die beiden Frauen hätten Waldenfels gegenüber angegeben, Thielemann habe sie sehr zuvorkommend behandelt.
Nathalie Stutzmann wird im kommenden Jahr in Bayreuth dirigieren
Die Festspiele, die in diesem Jahr auch noch mit der Corona-Pandemie und insgesamt bislang 80 Infektionen im Team zu kämpfen hatten, bemühten sich bei der Pressekonferenz auch, den Blick von der Debatte weg hin auf das zu lenken, was in dieser Jahr auf der Bühne zu sehen sein wird. Neben der als "Netflix-Ring" von Valentin Schwarz bekannt gewordenen Neuinszenierung von Wagners Mammutwerk steht auch noch ein neuer "Tristan" auf dem Programm. "Man kann sich freuen auf Montag", betonte Wagner.
Sie gab bei der Pressekonferenz auch das Engagement der zweiten Dirigentin in der Festspiel-Geschichte bekannt: Nachdem Oksana Lyniv im Vorjahr als erste Frau am Pult des weltberühmten Festivals ihr Debüt gegeben hatte, wird im kommenden Jahr Nathalie Stutzmann dirigieren. Sie übernehme die musikalische Leitung bei der Wiederaufnahme des "Tannhäuser".

Die 57-jährige Stutzmann stammt aus Frankreich. In der kommenden Saison 2022/23 übernimmt sie die als erste Frau die Position des Music Director beim Atlanta Symphony Orchestra. Derzeit arbeitet Stutzmann als Chefdirigentin des Kristiansand Symphony Orchestra in Norwegen sowie als erste Gastdirigentin des Philadelphia Orchestra.