Martina Schwarzmann mit ihrem neuen Programm "Gscheid gfreid" im Lustspielhaus

Martina Schwarzmann erzeugt im Lustspielhaus mit ihrem neuen Programm prächtiges Gelächter
von  Michael Stadler

Von Martina Schwarzmann lässt man sich überall hinleiten, sommerlich an einen Badesee, aber auch gerne zum Friedhof.  Beim letzten See-Ausflug habe ihre Tochter gemeint: „Glückstag. Alle nackert.“ Und schon singt Schwarzmann an der Gitarre ein Lied über all die „Glückstage“, die man haben kann: „Wenn’s lafft, dann lafft’s“, und es läuft weiterhin wie geschmiert für die 34-jährige Ex-Profi-Köchin und zweifache Mutter. Alle fünf Vorstellungen ihres frisch geborenen Programms „Gscheid gfreid“ im Lustspielhaus sind seit Wochen ausverkauft. Und für den Zuschauer läuft es sowieso gut, wenn er das Glück hat, ein Ticket für einen Auftritt der Königin des bayerischen Stand-Ups ergattert zu haben.

Dann darf er einiges erleben, die ganze ins Absurde kippende Lebenswelt, die Schwarzmann – adrett, das Haar eng am Kopf nach hinten gekämmt und zum Dutt geflochten – einem da im dialektgetränkten Parlando eröffnet, inklusive Friedhofsgedanken: Gemüse soll eines Tages um ihr Grab außenrum angepflanzt werden, dann kommen wenigstens Leute zum Besuchen vorbei. Von der Oma, die zu spät ans Telefon geht, mit dem AB hadert und nicht nur deshalb vereinsamt, schwadroniert Schwarzmann genauso heiter wie von dem inspirierenden Alltag mit Kleinkindern, aus deren Mund sie Philosophisches pflückt, und Hühnern, denen sie auch mal ein Kentucky-Fried-Chicken-Schild ins Gehege hängt, um zu gucken, ob die Viecher weinen können. Tun sie nicht!

Vom wuchernden Unfug zum schwarzen Humor, vom Badesee zum Friedhof ist der Weg bei Schwarzmann nicht weit, was sie in die Nähe der amerikanischen Stand-Up-Comedy bringt. Wenn Schwarzmann zum nächsten Lied ansetzt und dann doch innehält, um noch eine Geschichte abzuschießen, lauert hinter der Spontanität messerscharf gekämmte Präzision. Wobei die Kabarettistin jederzeit auf ihr Publikum mit Biss reagieren kann, gerade auf jene, die den Spickzettel auf ihrer Gitarre ausgespickt haben oder mit feschem Abercrombie-&-Fitch-Look ihren Blick einfangen.
„Multitasking ist ein Riesenscheißdreck“, singt Schwarzmann und kann doch gleichzeitig fein Gitarre spielen. Der ländlichen Heimat widmet sie ein bitterböses, aber irgendwie liebevolles Gedicht, inklusive dem Tratsch und der Verlogenheit, von dem die ganz Kleinen noch nichts wissen.

All dem Grausen begegnet man am besten mit kindlicher Unbeschwertheit. So macht es Schwarzmann. Dabei träumt sie viel, von Nackt-Einkäufen im Supermarkt oder einem Gatten, der sie nach ihrem Auftritt spätnachts mit frischgebackenem Kuchen empfängt. So viel Glück würde man ihr zutiefst gönnen. Immerhin haben sich alle angesichts dieser Wucht an Programm gscheid gfreid.

Alle Vorstellungen im Lustspielhaus ausverkauft. Am 14. und 15.10. tritt Martina Schwarzmann im Circus Krone auf.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.