Martin Kusej will Menschen und Geschichten auf der Bühne

Martin Kusej bekennt sich bei der Vorstellung des Programms der kommenden Saison zum Erzählen von Geschichten auf der Bühne
Robert Braunmüller |
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"Ich will nicht, dass sich dekonstruktivistische und postdramatische Strukturen auf breiter Front durchsetzen“, sagte Martin Kusej bei der Vorstellung der Spielzeit 2015/2016 im Residenztheater. Er spielte damit auf die umstrittene Berufung des Museumsmanns Chris Dercon zum neuen Leiter der Berliner Volksbühne an.

Kusej befürchtet als Folge dieser Entscheidung eine politisch gewollte Zerstörung der Substanz und die Durchökonomisierung des Theaterbetriebs. Ihr könnten eigene Werkstätten zum Opfer fallen. „Ich liebe es, durch unsere Schneiderei zu gehen und zu beobachten, was die Mitarbeiter dort alles können“.

Bekenntnis zum Staatstheater

Der vom Bayerischen Ministerrat bis 2021 verlängerte Intendant möchte im Theater Menschen darstellen und Geschichten erzählen. „Das Resi hat die Verpflichtung, Klassiker aufzuführen. Und es ist auch dazu in der Lage“, so Kusej, der sein Haus als „großen Dampfer“ mit einer großen Maschine bezeichnete.

Und der bleibt auf Kurs: Die Auslastung beträgt laut Kusej 81,2 Prozent. „Angesichts von 36 Prozent wie vor einiger Zeit beim Düsseldorfer Theater hätte ich mich längst erschossen, ehe man mich dafür am Max-Joseph-Platz geteert und gefedert hätte.“

In der neuen Spielzeit will sich Kusej mit seinem Ensemble dem „Feind im eigenen Lager“ und der permanenten Beobachtung im Internetzeitalter widmen. Dieser rote Faden solle sich in Stücken wie Jennifer Haleys „Die Netzwelt“ zeigen, einem Krimi aus dem Zeitalter der virtuellen Realität. Aber auch in Ayad Akhtars „Geächtet“ – es handelt von einem erfolgreichen US-pakistanischen Anwalt in einer jüdischen Kanzlei in New York.

Castorf kommt wieder

Auch Peter Handkes „Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rande der Landstraße“ stehen als deutsche Erstaufführung am Spielplan. Daneben zeigt das Residenztheater Klassiker wie Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ (Regie David Bösch). „So groß besetzte Stücke mit vielen Rollen kann nur ein Staatstheater im Repertoire halten“, so der Intendant. Wer den Prinzen in der Premiere am 25. September spielen wird, ließ er offen. Dass es Shenja Lacher sein könnte, schloss Ku(s)ej aber nicht aus.

Im weiteren Verlauf der Saison folgen „Ödipus“ von Sophokles (Regie Mateja Koleznik), Franz Grillparzers „Das goldene Vlies“ (Regie Anne Lenk) und Heiner Müllers „Philoktet“ (Regie Ivan Panteleev) sowie Steffano Massinis „Lehman Brothers. Aufstieg und Fall einer Dynastie“.

Der derzeitige Chef der Berliner Volksbühne, Frank Castorf, kehrt mit „Die Abenteuer des guten Soldaten Svejk im Weltkrieg“ nach München zurück. Kusej selbst will in der kommenden Saison mit Anton Tschechows „Iwanow“ nur ein einziges Stück selbst inszenieren.

 

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