Martin Kusej will das Burgtheater durchschütteln

Der designierte Wiener Theaterleiter gibt schon mal einen verbalen Vorgeschmack auf die künftige Windrichtung - und tanzt auf zwei Hochzeiten. 
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Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher (l) mit dem designierten Burgtheater-Direktor Martin Ku(s)ej im Juni anlässlich der Vorstellung der neuen Führung des Burgtheaters.
dpa Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher (l) mit dem designierten Burgtheater-Direktor Martin Ku(s)ej im Juni anlässlich der Vorstellung der neuen Führung des Burgtheaters.

München/Wien - Der noch amtierende Intendant des Münchner Residenztheaters und designierte Direktor des Wiener Burgtheaters, Martin Kusej, plant offenbar große Veränderungen im Ensemble. "Ich schütte da sicher mal die Hälfte oder zwei Drittel von diesem Suppentopf aus und koche mal eine neue Suppe auf“, sagte Kusej am Dienstag im ORF-Radio.

Der 56-jährige Intendant des Münchner Residenztheaters wird ab der Spielzeit 2019/2020 das renommierte Haus in Wien leiten. Er folgt auf Karin Bergmann. Kusejs Personalpläne könnten auch Folgen für das Residenztheater haben, falls ihm Publikumslieblinge wie Bibiana Beglau, Sophie von Kessel oder Franz Pätzold an die Burg folgen. Seine Pläne sehen zudem vor, ein weltoffenes Theater zu machen, so Kusej.

Kritik an der Tradition

Auch fremdsprachige Aufführungen sollen nicht ausgeschlossen werden. "Ich weiß natürlich, dass das Burgtheaters eine große Tradition hat. Viel an dieser Tradition ist natürlich auch ein Schein, der durch nichts gerechtfertigt ist", so Kusej kritisch. Im Hintergrund des Hauses seien Dinge nicht "so toll, wie sie landläufig angenommen werden".

Bekannt wurde Kusej, der Germanistik und Sportwissenschaften studierte, Ende der 1980er Jahre mit seinen düsteren wie wuchtigen Inszenierungen wie der von Karl Schönherrs "Es" am Schauspielhaus Graz. Kusej versuchte sich oft an ausgefallenen und selten gespielten Stücken. Seine Inszenierungen und seine direkten Aussagen sind auch Zündstoff für die Gemüter.

Theater-Crossfade

Kritik übte Kusej, dessen Vertrag in München noch für zwei Spielzeiten läuft, am Timing der Ausschreibung: "Ganz ehrlich gesagt hätte ich mir ein bisschen mehr Zeit gewünscht und man hätte in diesem Zusammenhang wahrscheinlich ein Jahr länger gebraucht, um das wirklich sehr seriös vorzubereiten und eben nicht parallel arbeiten zu müssen", so Kusej im Ö1-Interview. "Mein Vertrag hier läuft 2019 aus und gleichzeitig müsste ich dann praktisch drei Tage später in Wien anfangen. Das wird sich nicht ausgehen."  

Daher müsse er nun "so eine Art Crossfade machen", also die Direktion in München schon Monate vorher "langsam auslaufen lassen" und dann auch in Wien schon mindestens ein Jahr früher "sehr präsent sein und vorbereiten", sagte Martin Kusej dem Sender. In Wirklichkeit habe die Vorbereitung "schon gestern" angefangen: "Ich gehe, mit dem Burgtheater schon schwanger."

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