Diesen Parkplatz will Kunstminister Markus Blume beseitigen
Wenn der Ministerpräsident und sein Kunstminster auftreten, hagelt es Superlative im XXL-Format hühnereigroßer Hagelkörner bei einem Sommergewitter. Kein Bundesland gebe so viel für Kunst und Kultur aus wie der Freistaat. Der Etat sei auf eine Milliarde erhöht worden. Überall im Freistaat finde Kultur auf allerhöchstem Niveau statt - nicht nur in der Landeshauptstadt. Und weil Bayern laut Verfassung ein Kulturstaat sei, möge man besser von einem "Kulturfreistaat" sprechen.

Die Kulturszene ist nicht unbedingt das Kernklientel der CSU. Sie will ein wenig umworben werden. Weite Kreise sind wegen der Schließungen in der Corona-Zeit immer noch ein wenig angefressen. Um die Stimmung zu verbessern, lädt der Ministerpräsident seit 2021 zu einer sommerlichen Kulturlounge ins Haus der Kunst. Und auch beim dritten Mal war das Wetter so gut wie die Stimmung bei den beiden Markussen, die sich gerne gegenseitig loben.
Popkulturelle Prägung
Weil es bei heiklen Themen besser ist, gleich in die Offensive zu gehen, sprach der Ministerpräsident selbst an, dass er als wenig kulturaffin gelte: Das sei nicht so, sagte er. Er liebe das Kino und sei mehr popkulturell durch Tolkiens "Herr der Ringe" und "Star Wars" geprägt. Aber mittlerweile freue er sich auch auf die Eröffnung der Bayreuther Festspiele und gebe sich Mühe, Wagners Musik zu mögen.
Aber das sei letztlich egal, denn ein Mäzen brauche keine "Ahnung, er müsse nur Geld haben", so Söder. Und das habe er: In den nächsten Jahren werde in der Kultur nicht gekürzt. "Erstklassige Kultureinrichtungen, freie Kulturinitiativen und fantastische Künstlerinnen und Künstler kann es nur geben, wenn die Rahmenbedingungen stimmen - dafür sorgen wir heute und in Zukunft", ergänzte der Kunstminister.

Wichtig sei ein breites, allgemein zugängliches Angebot in der Fläche, weshalb die Zahl der Staatstheater vermehrt worden sei. Die weitere Vernetzung des Kulturlands Bayern sei wichtig, auf dem Land reiche eine Playstation als kulturelles Angebot nicht aus.
Weichere Museumsmauern
Applaus gab es für Söders Aussage, dass Antisemitismus in Kulturinstitutionen von der Kunstfreiheit nicht gedeckt sei. Söder sprach in seiner knapp 20-minütigen Rede auch die zahlreich anwesenden Journalisten an: Wenn er ihre Verrisse in den Feuilletons lese, fühle er sich von der Landtagspresse bei aller Kritik vergleichsweise gut behandelt.
Der Ministerpräsident möchte München als Filmstandort weiter stärken. Er äußerte außerdem die Hoffnung, dass das Filmfest München von der Schwäche der Berlinale profitieren möge.
Konkret kündigte Söder ein Comic-Museum an, ohne den Standort zu nennen. Auch bei der vor einer gefühlten Ewigkeit beschlossenen Sanierung des Hauses der Kunst scheint es Fortschritte zu geben: Blume erwähnte im Zusammenhang mit "weicheren Museumsmauern" Gespräche mit dem Architekten David Chipperfield.

Außerdem überraschte er mit dem für CSU-Verhältnisse schockierend grünen Vorschlag, den Englischen Garten näher ans Haus der Kunst heranrücken zu lassen und den Parkplatz hinter dem Bau aufzugeben.
"Kunst öffnet Horizonte"
Söder und Blume betonten ihr gutes Einvernehmen. Auf dem Weg zum Haus der Kunst schauten sie bei der Eisbachwelle vorbei, dann warfen sie, geführt vom Museumschef Andrea Lissoni, einen Blick in die Werkschau von Rebecca Horn. Mit Blick auf diese Ausstellung betone Söder die von solchen Besuchen ausgehenden Anregungen. "Kunst ist wichtig für unsere Gesellschaft: Sie ist vielfältig, eröffnet Horizonte, inspiriert zu eigenen, neuen Ideen und ermöglicht Gedanken abseits des Alltags."
Im Anschluss wurden der ehemalige Minister Thomas Goppel (77), die Festival-Gründer Cornelia von Kerssenbrock und Ludwig Baumann sowie der einstige "Rockintendant" Bernd Schweinar mit dem Preis "Pro meritis scientiae et litterarum" geehrt. "Ich freue mich, heute vier Persönlichkeiten auszuzeichnen, die unseren bayerischen Kulturfreistaat nachhaltig geprägt haben: Einen kulturpolitischen Vordenker, das kreative Dream-Team des magischen Immling-Festivals und einen leidenschaftlichen Taktgeber der bayerischen Rock- und Popmusikszene", resümierte Blume die Leistungen der Ausgezeichneten. Dann wurde gefeiert.