Markus Blume verleiht Kunstförderpreise

Rund 965 Millionen Euro hat der Freistaat für Kulturförderung ausgegeben. Und für den kommenden Haushalt strebe er eine Kulturmilliarde an, sagte Bayerns Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume bei der Verleihung der Kunstförderpreise im Gärtnerplatztheater mit Blick auf im Publikum sitzende Landtagsabgeordnete.
Blume betonte die Bedeutung der Kunst für die offene Gesellschaft. "Diese Tage und Wochen sind nicht nur von Jubel und Heiterkeit geprägt - Hass und Hetze durchziehen unsere Welt", so der Minister. "Ich bin dankbar, dass wir in unserem Land die Freiheit von Kunst und Kultur hochschätzen. In Bayern wissen wir: Kunst braucht den richtigen Boden, um Wurzeln zu schlagen. Daher gilt im Freistaat: An Kunst und Kultur wird nicht gespart!"
Die Kunstförderpreise werden jährlich in vier Sparten auf Vorschlag einer Jury vergeben, der auch der Autor dieses Artikels angehört. Der Preis ist mit jeweils 6000 Euro für Einzelpersonen beziehungsweise 10 000 Euro bei Ensembles dotiert. Gewürdigt werden Künstlerinnen und Künstler mit Lebensmittelpunkt in Bayern. Sie stehen am Anfang ihres Schaffens, können aber bereits auf bemerkenswerte Leistungen zurückblicken.
Sparwitze über einen schwierig auszusprechenden Namen
Zu ihnen gehört auch die in Eritrea geborene Lyrikerin Yirgalem Fisseha Mebrahatu. Der Moderator des Abends, ein sonst den Wiener Opernball kommentierender und am Gärtnerplatz als Dramaturg wirkender Charmeur älterer Schule, hatte sich leider nicht die Mühe gemacht, den Namen korrekt auszusprechen und witzelte darüber lieber seifig. Das konnte man als Respektlosigkeit gegenüber der Preisträgerin verstehen, die in ihrer Heimat in einem Militärgefängnis festgehalten und gefoltert wurde.
Weitere Geehrte im Bereich Literatur waren der Autor und Regisseur Emre Akal, die Dramatikerin Raphaela Bardutzky sowie Franziska Gänsler ("Ewig Sommer") und Jovana Reisinger ("Enjoy Schatz"). Preise gingen außerdem an die Bildhauer Lukas Hoffmann und Max Wencelides, den Performer Jonathan Penca und die Mash-Up-Künstlerin Gülbin Ünlü.
Das gastgebende Gärtnerplatztheater konnte mit Alexander Grassauer einen eigenen Preisträger aufweisen. Hier wollte sich der Moderator die Bemerkung nicht verkneifen, dass der Bassbariton für einen Tanzpreis wohl nicht in Frage gekommen wäre. Der ging an den am Nürnberger Ballett wirkenden Tänzer und Choreografen Edward Nunes. Geehrt wurden außerdem Johannes Nussbaum und Isabell Antonia Höckel (beide Residenztheater) sowie an die am Landestheater Niederbayern engagierte Mezzosopranistin Reinhild Buchmayer.
Bayern ist migrantischer geworden
Die Musik-Jury berücksichtigt seit einigen Jahren auch Rock- und Pop-Künstler. Dieser Preis ging an das Würzburger Duo Lena & Linus, die ihren Song "Timothée Chalamet" vorstellten. Weitere Preise gingen an die aus Nürnberg stammende grenzgängerische Geigerin Hannah Solveig Gramß, die Dirigentin und Chorleiterin Sonja Lachenmayr und den Jazz-Schlagzeuger Jonas Sorgenfrei.
Bayerns alter und neuer Kunstminister steht glaubhaft für etwas, von dem man nach dem vergangenen Wahlkampf glauben konnte, dass es das gar nicht gibt: eine liberalkonservative, urbane CSU.
Dieses sehr zarte Pflänzchen wurde vom Co-Moderator mit seinen gut abgehangenen Österreich-Witzen und seinem Alter-weißer-Mann-Charme leider fast totgetrampelt. Das überwiegend jüngere Publikum aus dem Umfeld der Preisträger verdrehte da zu Recht leicht genervt die Augen.
Über den Rand des Weißwursttellers
Aber heutige Preisträger heißen eben nicht nur Axel Milberg, Veronika Eberle, Maximilian Hornung, Juliane Köhler, Brigitte Hobmeier, Nora Gomringer, Benedict Wells oder Loretta Lux - um in früheren Jahren Geehrte zu nennen. Bayern ist migrantischer geworden.
Eine offene Gesellschaft sollte aber hier lebende und arbeitende Menschen nicht bei jedem öffentlichen Anlass daran erinnern, dass sie außerhalb der Sichtweite weißblauer Maibäume und Bierzelte geboren sind und ihnen ständig suggerieren, dass sie nur reing'schmeckt sind. Das passiert schon oft genug, aber bei einer Preisverleihung muss das echt nicht sein.