Malarina im Lustspielhaus: Witz und Vorurteil

Malarina debütiert im Lustspielhaus mit ihrem Solo "Serben sterben langsam".
von  Mathias Hejny
Die serbisch-österreichische Kabarettistin Malarina.
Die serbisch-österreichische Kabarettistin Malarina. © Vanja Pandurevic

München - Karl Kraus inspirierte der habsburgische Schlachtruf "Serbien muss sterbien" zu seinem Drama "Die letzten Tage der Menschheit". Gut 100 Jahre später ernährt die nationalistische Ekstase aus Kaiserzeiten noch immer die Rechtspopulisten sowohl in Österreich als auch in Serbien und ist für Martina Lackovic so etwas wie ein Erweckungserlebnis.

Ein Salzburger Stier für die Literaturwissenschaftlerin ohne Bühnenerfahrung

Die gebürtige Serbin, aufgewachsen in Innsbruck und heute in Wien, der "Hauptstadt der Misanthropie" lebend, schrieb sich das Solo "Serben sterben langsam" und debütierte damit 2019 als Kabarettistin Malarina.

Wegen der Corona-Lockdowns verschwand das Programm erst einmal in der Versenkung. Aber das kleine und zunächst etwas zäh beginnende Geschichtsseminar in Malarinas kunstvollen Dialekt aus schwer rollendem Serbodeutsch, gelegentlich ersetzt durch Wienerisch und Tirolerisch, setzte sich schließlich mit Wucht durch.

Die Literaturwissenschaftlerin ohne Bühnenerfahrung erhält den diesjährigen Salzburger Stier, und auch die Deutschland-Premiere im Lustspielhaus kann sie als großen Erfolg verbuchen.

Malarina schlägt einen historischen Bogen vom Attentat in Sarajevo, "das uns die Österreicher sehr übel genommen haben", bis heute und stellt fest: "Wir Serben waren schon überall". Nur in Den Haag (dem Kriegsverbrechertribunal gegen Slobodan Milsosevic) sei es nicht so gut gelaufen.

Aber "München war in Ordnung: Ihr wart zufrieden, weil sie gearbeitet haben, sie waren zufrieden, weil sie Arbeit hatten, und die Türken waren schon da, die sie von zu Hause kannten".

Serben als Speerspitze gegen den Islam

Natürlich war das Verhältnis zwischen den "Tschuschen", wie die Balkanvölker bei den Österreichern heißen, und den "Schwabos", wie man deutschsprachige Bevölkerung unter Tschuschen bezeichnet, häufig gespannt. Das habe sich erst mit der FPÖ und Heinz-Christian Strache, geändert, von dem sich Serben als weiße Christen und damit als Speerspitze gegen den Islam endlich ernst genommen fühlten.

Respekt hatte sie auch vor Sebastian Kurz, denn "sogar die katholische Kirche hatte Angst vor Basti. Und die fürchtet nicht einmal Gott".

Da es um seit Generationen gepflegten Hass zwischen den Ethnien geht, kann die Show nicht immer witzig sein, aber Malarinas Völkerverständigug funktioniert dialektisch, in dem sie die Klischees und Vorurteile gegeneinander in Stellung bringt, was erhebliches Komikpotenzial hat.

Nur die Umlaute Ä, Ö und Ü scheinen unüberwindliche Schwierigkeiten zu machen. Malarina empfiehlt deshalb: "Ieben, ieben, ieben".

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