Interview

Luise Kinseher: "Der Frosch ist eine Frau – und fertig"

Luise Kinseher über ihren Auftritt als Frosch in der Silvestervorstellung der "Fledermaus" im Nationaltheater.
von  Robert Braunmüller
Der Requisiteur ahnte ihr Staatsopern-Debüt wohl schon damals: Luise Kinseher als Gastgeberin der BR-Sendung "dreizueins" - mit einem Krügerl im Hintergrund, auf dem das Nationaltheater abgebildet ist.
Der Requisiteur ahnte ihr Staatsopern-Debüt wohl schon damals: Luise Kinseher als Gastgeberin der BR-Sendung "dreizueins" - mit einem Krügerl im Hintergrund, auf dem das Nationaltheater abgebildet ist. © BR/Markus Kovalin

München - Die "Fledermaus" in der Staatsoper gehört zu Silvester wie der Schampus. In der diesjährigen Serie – der letzten der Inszenierung frei nach Leander Haußmann – übernimmt Luise Kinseher im dritten Akt die Rolle des Gefängniswärters Frosch.

AZ: Frau Kinseher, haben Sie den Frosch vorher schon einmal irgendwo gespielt?
LUISE KINSEHER: Nein, das ist mein Frosch- und Staatsopern-Debüt. Das nötigt mir gehörig Respekt ab. Ich bin schon mal bei leerem Zuschauerraum auf der Staatsopern-Bühne gestanden. Da bekam ich gleich Gänsehaut. Aber ich war überrascht, wie kompakt der Raum ist. Daher werde ich das schon schaffen, vor allem auch stimmlich, weil man ja ohne Verstärkung auftritt. Außerdem sind die Kollegen so kollegial und freundlich zu mir. Sie tragen mich mit!

"Der Frosch ist eine Frau — und fertig"

Sie sind zwar nicht der erste weibliche Frosch, trotzdem die Frage: Ist das Geschlecht bei dieser Figur wichtig? Oder wird das nur ein Kabarettauftritt?
Ich spiele natürlich die Rolle einer Gefängniswärterin, die – wie es der Text vorschreibt – betrunken ist. Ich mache da kein großes Aufsehen darüber, dass ich eine Frau bin. Das entspricht auch meinem feministischen Standpunkt. Es einfach machen! Der Frosch ist eine Frau — und fertig. Da wird keine Gender-Debatte draus werden.

Wie gut kennen Sie die "Fledermaus"?
Ich habe die Operette zum ersten Mal an meinem 40. Geburtstag im Gärtnerplatztheater gesehen, außerdem war ich 2019 an Silvester im Nationaltheater, als Gerhard Polt den Frosch gespielt hat. Und ich bin ein großer Operettenfan.

"Ich bin ein großer Operettenfan"

Das traut sich heute kaum jemand zuzugeben.
Ich habe auch schon die Josefa im "Weißen Rößl" im Lustspielhaus gespielt. Das ist zwar keinesfalls vergleichbar, aber meine Neigung zur Operette ist schon tief in meiner Kindheit angelegt. Wir konnten damals in Niederbayern den ORF empfangen. Daher bin ich mit Operettenverfilmungen aufgewachsen. Peter Alexander, Marika Rökk und Hans Moser waren meine Stars, die am Samstagnachmittag zu sehen waren. Das habe ich als Kind geliebt, das hat mich geprägt. Bei uns lief auch immer im Radio das "Wunschkonzert" mit Elmar Gunsch. Anneliese Rothenberger und Hermann Prey hatte ich immer im Ohr.

Könnten Sie auch was singen?
Ja, aber das soll eine Überraschung bleiben.

"Die Welt verändert sich so unfassbar schnell"

Die Frosch-Szene ist auch ein Ritual, in dem das Publikum traditionelle Gags wie das Kalenderblatt vom 32. Dezember erwartet. Wie halten Sie es damit?
Die gehören dazu – aber auf meine Art. Die Welt verändert sich so unfassbar schnell, und halt nicht immer zum Erfreulichen. Da ist es doch schön, wenn die Operette Verlässlichkeit stiftet. Es wird auch einen Gag geben, den Jörg Hube erfunden hat. Von seinem Frosch schwärmt man im Nationaltheater. Außerdem gibt es einen aktuellen kabarettistischen Jahresrückblick. Den möchte ich aber nicht zu sehr ausdehnen. Und weil es die letzte Serie der Inszenierung ist, kann man die Tradition schon etwas feiern.

Was machen Sie nach dem Frosch?
Mein neues Programm "Wände streichen. Segel setzen" hatte kürzlich Premiere. Mit dem gastiere ich. Das läuft super. Man merkt seit Dezember, dass Corona vorbei ist und die Leute wieder kommen und merken, dass ihnen Kabarett guttut. Mich motiviert das eher, genau herauszufinden, wie man das Publikum abholt, um den entscheidenden Nerv zu treffen. Ich habe halt den Humor im Blut. Nicht im "Wiener Blut", sondern im Münchner Blut.


Samstag, 31. Dezember, ausverkauft. Auch am 4., 6., 8. und 12. Januar, Karten online unter staatsoper.de und unter Telefon 089 21 85 19 20.

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