Kritik

Kurzopern von Respighi und Orff im Cuvilliéstheater

Das Opernstudio der Bayerischen Staatsoper stellt sich mit "Der Mond" und "Lucrezia" im Cuvilliéstheater vor
von  Robert Braunmüller
Carl Orffs "Der Mond" im Cuvilliéstheater.
Carl Orffs "Der Mond" im Cuvilliéstheater. © Wilfried Hösl

Die angesäuselten Römer klingen am Beginn von Ottorino Respighis Einakter "Lucrezia" fast wie die Burschen aus Carl Orffs "Der Mond". In beiden Werken gibt es eine Erzählerfigur, beide entstanden Ende der 1930er Jahre im kulturpolitischen Umfeld einer Diktatur, ohne mit dieser mehr als nötig zu kumpeln. Insofern ist die Verbindung dieser beiden nicht abendfüllenden Opern weniger abstrus, als sie auf dem Papier wirkt.

Leider verunklart die Aufführung des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper im Cuvilliéstheater die Zusammenhänge in der löblichen Absicht, sie zu unterstreichen. Respighis Eingangs-Ensemble verschwimmt musikalisch, und statt damit hart und kantig einzusetzen, wird erst Orff gesummt.

Ein Kühlschrank im alten Rom

Besonders viel konnte die Regisseurin Tamara Trunova mit beiden Werken nicht anfangen. Die zum Objekt gemachte Frau steckt in einem Glaskasten. Und weil sich der Rezensent vor ein paar Tagen noch über eine Aussage von Brigitte Fassbaender wunderte, Kühlschränke seien ein typisches Requisit des Regietheaters, bekam er zu Strafe hier einen auf die Bühne gewuchtet. Dass die Römer durchwegs wie Stummfilm-Komiker aussehen, ließ ihr revolutionär-martialisches "Rom"-Gebrüll am Ende der Oper freundlicher aussehen, als es sich anhört.

Natalie Lewis sang die von Monteverdi inspirierte Musik der Erzählerstimme mit dem vom Komponisten gewollten XXL-Pathos sehr eindrucksvoll, ihre Kollegin Louise Foor kämpfte mit den Verismo-Leidenschaften Lucrezias.

Natalie Lewis als La Voce mit Louise Foor (rechts) in "Lucrezia"
Natalie Lewis als La Voce mit Louise Foor (rechts) in "Lucrezia" © Wilfried Hösl

Die Herren bildeten ein uneinheitliches Ensemble. Im anschließenden "Mond" machte Liam Bonthrone mit einer schön und geschmackvoll gesungenen Interpretation der unangenehm hoch liegenden Erzählerpartie auf sich aufmerksam. Daniel Noyola wirkte mit dem Petrus überfordert. Allerdings ist diese heldenbaritonale Rolle auch für einen Anfänger wenig geeignet.

Slapstick wie im Stummfilm

Dirigentin Ustina Dubitzky ließ Orffs Musik vom Bayerischen Staatsorchester mit der Präzision eines Uhrwerks abschnurren. Die reduzierten Orchesterfassungen von Richard Whilds (Respighi) und Takénori Némoto (Orff) hätte man für Originale halten können.

Carl Orffs "Der Mond" im Cuvilliéstheater.
Carl Orffs "Der Mond" im Cuvilliéstheater. © Wilfried Hösl

Beim "Mond" hielt sich die Regisseurin an den stummfilmhaften Slapstick, was zu den Zwanziger-Jahre-Anflügen der Musik passt. Der Mond hing in einem Laubsägewald, der bereits bei den alten Römern als eine Art Hausheiligtum herumstand. Zu den Erwägungen des Petrus über den Lauf der Welt wurden animierte Lucrezien der Kunstgeschichte eingeblendet: Kurzum, der szenische Zusammenhang blieb konstruiert.

Klar: Bei Orff gehören Wiederholungen zum Konzept. Aber es schien im direkten Vergleich, als habe der Italiener doch mehr Theatersinn besessen. Bei allem Respekt sollte auch in der Geburtsstadt des Komponisten die eine oder andere heilsame Kürzung nicht verpönt sein. Immerhin erfährt man an diesem Abend einiges über den Respighi jenseits seiner allzuoft bekannten und allzu oft gespielten römischen Tondichtungs-Trilogie.

Wieder am 26., 28., 30. April sowie am 2. und 4. Mai im Cuvilliéstheater, Restkarten online und unter Telefon 2185 1920

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