Josef Schmidt sitzt falsch
Den Auftakt der Münchner Opernfestspiele inszeniert wieder die Bank im Palais HVB-Forum, einer Symbiose aus Fassaden- und Säulen-Pracht von gestern und heutiger Glas- und Stahl-Architektur, wenn auch kalt. Das ehemalige Haus der Bayerischen Staatsbank mit gewaltigem Tresorraum, später Hypo, gehört längst zum Schörghuberschen Immobilien-Schatz und dient als Event-Location, vom frühereren Besitzer für die 13. „Unicredit Festspielnacht“ gemietet.
Im gläsernen Atrium versammelt Theodor Weimer, Sprecher des Vorstands der Hypovereinsbank-Unicredit Bank, rund 300 VIPs, festlich sommerlich vornehm gedresst. Ein vollbärtiger Gentleman im dunklen Anzug fällt mit Rapunzelfrisur auf, dessen Rastalöckchen fast bis zu den Schuhen herunterhängen.
Bei Weimers Empfang, zu dem Opern-Intendant Nikolaus Bachler, Kultusminister Ludwig Spaenle und OB Dieter Reiter sprechen, unterläuft ein protokollarischer Fauxpas. Aktuell amtierende Politiker sollten in Reihe eins sitzen. Münchens Bürgermeister Josef Schmid (leicht braungebrannt vom Urlaub) und seine ganz persönliche First Lady Natalie werden in die zweite Reihe bugsiert; sie nehmen die Zurücksetzung gelassen hin.
Der OB nennt bei der Fünf-Minuten-Rede nicht mal den Namen seines Kollegen, aber andere begrüßt er namentlich. Zwei Stühle in der langen Reihe eins, wo ein Kirchenvertreter und Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber mit Frau Karin Platz genommen haben, hätten für Schmid bereit stehen sollen.
Viel Prominenz
Edmund Stoiber packt nach dem roten Teppich beim Eingang des HVB-Forum seine ganze Charme-Partitur aus. „Ich bin geblendet“, sagt er zu Susanne Porsche, im roten Kleid und solo, nur vom engsten Mitarbeiter ihrer Fernsehproduktion begleitet. Viele schwärmerische Komplimente, die man ihm fast gar nicht zugetraut hätte, folgen, und Small Talk gibt es auch ein bisschen. „Ich baue gerade um“, verrät Susanne. Lebensgefährte Xaver Schwarzenberger ist nicht dabei.
Sänger der Münchner Opernfestspiele treten zwischen den Ansprachen auf. Das Lied „Welch heiteren Tag verkündet der Himmel“ passt zum grandiosen Wetter dieser Kulturnacht. Die Bank-Eingeladenen werden anschließend durch das gesperrte Viertel bei den „Fünf Höfen“ zur Kunsthalle geleitet zu Fingerfood-Snacks und Drinks.
Ein paar wenige Damen steigern ihr Outfit mit den begehrten High Heels von Designer Christian Louboutin. Herzogpark-Lady Ulrike Hübner besitzt gleich acht Paar dieser Stöckelschuhe, die es in München ab 2500 Euro bei „Theresa“ gibt. Ulrike (Kleid mit durchgestanzten Herzen am Saum) ist mit TV-Moderatorin Uschi Dämmrich-Luttitz gekommen, die etwas müde wirkt. „Ich drehe die ganze Zeit“, entschuldigt sie sich. Am Jazz-Piano sitzt Fabrio Cerroni, später tritt der Tölzer Knabenchor auf.
Kultur bis weit nach Mitternacht
Ein Rudel hübscher Hostessen sorgt für geschmeidigen Ablauf. Die von Agenturen engagierten Girls sind streng gebrieft: Möglichst keine offenen Haare, nur Klarlack bei den Fingernägeln, keine Fotos mit Handys, kein Alkohol oder Drogen, kein Kaugummi, nicht rauchen, keine Gruppen bilden. Der Facebook-Account der Girls werde kontrolliert. Parallel verläuft bei der „Unicredit“-Nacht an allen Ecken und Enden rund um die Oper und Einkaufsstraßen Kultur pur bis weit nach Mitternacht.
Von der Kundenhalle der Bank, Preysinghof, die „Fünf Höfe“ bis zur Salvatorkirche. Bei Hugendubel liest Eva Gesine Baur aus „Mozart: Genius und Eros“. „Die ganze Stadt wird zur Bühne“, sagt Intendant Bachler, der diesmal die gesellschaftlichen Parts beim Opening getrennt verlaufen lässt. Bevor Anna Netrebko mit „Macbeth“ am Freitag auf der Bühne erscheint, ist ein Empfang auf der Dachterrasse des Hotels Bayerischer Hof.
Nach der Premiere von „Guillaume Tell“ findet dann der Staatsempfang von Ministerpräsident Horst Seehofer statt. Unter den Gästen: Minister Marcel Huber, Polizei-Chef Wilhelm Schmidbauer, Manfred Bischoff (Daimler AG), Bavaria-Film-Chef Achim Rohnke, „Argenta“-Boss Helmut Röschinger, FDP-Politikerin Gabriele Weishäupl, Modedesignerin Susanne Wiebe mit neuem Begleiter („Mein Berater“) sowie Lobbyist Stavros Kostantinidis mit Frau.