Johan Simons verlässt die Kammerspiele

Der Intendant der Kammerspiele lässt 2015 nach fünf Jahren seinen Vertrag auslaufen.
von  AZ

Der Intendant der Kammerspiele lässt 2005 nach fünf Jahren seinen Vertrag auslaufen

Der Chef will heim. Johan Simons gab gestern im Rahmen seiner Präsentation der Spielzeit 2013/2014 bekannt, dass er seinen im Sommer 2015 endenden Vertrag als Intendant der Münchner Kammerspiele nicht verlängern wird. „München liegt leider nicht an der holländischen Grenze“ stellte der 66-jährige Niederländer fest.

Er gab zu, dass es schmerzlich sei, abends nach Hause zu kommen und dort nicht die Ehefrau (Schauspielerin Elsie de Brauw, die in München unter anderem als Wassa Schelesnowa beeindruckte) und die Kinder anzutreffen. Kulturreferent Hans-Georg Küppers scheiterte mit seinem Versuch, Simons wenigstens zu drei weiteren Jahren zu überreden: „Gegen Heimweh ist kein Kraut gewachsen“.

Sein Ziel, mit Johan Simons weiterhin die „Europäisierung“ der Kammerspiele voran zu treiben, sei aber schon jetzt erreicht. Das Haus „liegt zur Zeit ganz oben. Die Münchner Kammerspiele sind nicht irgendein Theater“. Zwei Einladungen zum diesjährigen Berliner Theatertreffen und zahlreiche internationale Gastspiele belegten den hohen Stellenwert.

Doch bis er schließlich nach Hause zurückkehrt, liegen noch „zwei flammende Spielzeiten vor uns“, kündigt Intendant Simons an. Daher ist die erste Neuproduktion der kommenden Spielzeit flackernder Stoff aus der Französischen Revolution: Simons inszeniert selbst „Dantons Tod“ von Georg Büchner. Das Werk repräsentiert, wie Chefdramaturgin Julia Lochte erklärte, einen der beiden thematischen Schwerpunkte der Saison: „Revolution und Repression“.

Ein zweiter Fokus richtet sich auf Arbeit und was sie dem Menschen bedeutet. In Koproduktion mit dem Theater NO99 in Tallinn und KVS in Brüssel inszeniert Sebastian Nübling „Ilona. Rosetta. Sue“. Das Stück, das im Oktober Premiere haben wird, basiert auf Filmen von Aki Kaurismäki, Luc und Jean-Pierre Dardenne sowie Amos Kollek. Weitere den Kammerspielen lange verbundenen Regisseure sind René Pollesch („Gasoline Bill“ im November), Luk Perceval (Uraufführung „Wedekind“ von Paul Brodowsky im Dezember) oder Stephan Kimmig („Liliom“ von Ferenc Molnár im März).

Den Premierenreigen im Schauspielhaus beendet ein Jean-Genet-Double: „Die Zofen“ in der Regie von Stefan Pucher (Mai 2014) und „Die Neger“, inszeniert vom Intendanten (Juni 2014). In der Spielhalle werden „Amerika“ von Franz Kafka und „März“ von Heinar Kipphardt gezeigt.

Der Werkraum soll nach Angaben des Intendanten wieder verstärkt dem Experiment gewidmet sein. Im September beginnt dort die Veranstaltungsreihe „Laboratorium“, Schauspieler Thomas Schmauser inszeniert „Erklär mir, Leben“ von Dea Loher und Dramaturg Matthias Günther ist Regisseur von „Schnapsbudenbestien“ nach Emile Zola.

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