Jesus, ein fliegendes Auto und dahintänzelndes Gift
Bei uns kann sich eine vierköpfige Familie diese Oper leisten“, begründete Josef E. Köpplinger seine Entscheidung, ausgerechnet Verdis „Aida“ im Juni 2014 im Prinzregententheater herauszubringen. Musikchef Marco Comin wird Torsten Fischers Inszenierung dirigieren. Er kündigte Pianissimo und ein „Kammerspiel“ an. Das haben viele Dirigenten versprochen, vielleicht hält er es auch.
Aber wer sonst streng Kurs hält, darf sich auch einmal eine Exkursion leisten. Köpplinger eröffnet im Oktober mit dem Musical „Der Mann von La Mancha“ in der Reithalle. Der Hausherr versteht dieses Werk über Redeverbote als Statement gegen die Situation in Ungarn, wo zwei bekennende Faschisten die staatlichen Theater leiten.
Als zweite Premiere gibt es im Cuvilliés-Theater Georg Friedrich Händels „Semele“, inszeniert von Karoline Gruber mit dem derzeit durchstartenden Countertenor Xavier Sabata. Barockmusik bildet zugleich auch den Schwerpunkt der Konzerte des Gärtnerplatz-Orchesters im Max-Joseph-Saal der Residenz. Ebenfalls im schönsten Rokokotheater der Welt folgt im November Karl Alfred Schreiners Ballettabend „Berlin 1920 – Eine Burleske“. Für das Familienstück „Der Flaschengeist“ wechselt das Gärtnerplatztheater in den Carl-Orff-Saal. Was bestens passt, denn der Komponist Wilfried Hiller ist ein Schüler des Namenspatrons.
Das nächste Werk gehört zum Traditionsbestand des Hauses: Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“. Gespielt wird ab 20. Januar wieder im Cuvilliés-Theater, wo auch das Ballett „Arsen – ein Rokokothriller“ getanzt wird. In der Alten Kongresshalle gibt es anschließend eine halbszenische Aufführung von Peter Tschaikowsky „Iolanthe“, die Netrebko-Fans erst im November im Gasteig hören konnten.
Mit dem Musical „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ nach dem bekannten Filmmusical erfüllt sich Köpplinger einen Kindheitstraum und lässt ein Auto fliegen. Premiere ist am 30. April im Prinzregententheater. Von dort geht es dann in den Circus Krone, passenderweise mit der „Zirkusprinzessin“ von Emmerich Kálmán, die sich im Juli ebenfalls vom Hausherrn persönlich wachküssen lässt. An spielfreien Tagen gibt es dort das Musical „Jesus Christ Superstar“ in einer konzertanten Version, der Köpplinger ein Wachstum auf „viertelszenische“ Größe versprach.
Den Gärtnerplatz hat das Ensemble nicht vergessen: Am 14. September 2013 gibt es dort wieder ein großes Fest mit musikalischen Erkundungsreisen. Ein Jahr später beginnt die letzte Saison ohne feste Spielstätte, und im Herbst 2015 hoffen Köpplinger und sein neuer Geschäftsführender Direktor Max Wagner auf den Beginn des Spielbetriebs im Stammhaus. Am 2. November 2015 soll dort 150-jähriges Bestehen des Hauses gefeiert werden. Für Druck sorgt auch, dass in absehbarer Zeit die Verwaltung der Pinakotheken in das vom Gärtnerplatztheater genutzte Gebäude an der Frankenthaler Straße umziehen soll.
Köpplinger hat neulich allerdings geträumt, dass kurz vor dem Festakt noch eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wird. Abergläubisch ist der Intendant also nicht, wenn er sich solche Geschichten zu erzählen traut.Robert Braunmüller