Jesus bricht Brot
Kaum ein Parkverbotsschild in München, das anlässlich der Kommunalwahl nicht mit zukunftsfrohen Versprechen plakatiert ist. Einen Kabarettisten, der, wie der Titel seines Solos offenbart, „Verrückt in die Zukunft“ ist, bringt diese Stadtmöblierung ins Grübeln. Was ist mit Formeln wie „Die Zukunft gestalten“ gemeint? Ihm fällt sein vierjähriger Sohn ein, für dessen Zukunft vor allem die Gegenwart gestaltet werden muss.
Aber Tobias Mann ist kein Grübler. Er ist vor allem wütend: „Isch kennt misch uffreesche“, fällt er auch vor oberbayerischem Publikum in der Lach- und Schießgesellschaft immer wieder in seinen Heimatdialekt. Der 37-Jährige stählte seine furiosen Qualitäten als Entertainer frühzeitig in der Mainzer Fassenacht. Dort hat er auch den gescheiten Mutterwitz her, der sein politisches und gesellschaftliches Hinschauen so zielsicher bissig machen kann.
Er fordert mehr Wut und regt sich auf über die Gelassenheit der Bundeskanzlerin: Bundeskanzlerin Angela Merkel sei wie rauchen – ungesund, aber entspannend, die „Lucky Strike aus der Uckermark“. Er ist enttäuscht vom US-Präsidenten: Barack Obama „hob als Golden Retriever ab und landet als Pitbull“; er lästert über den Papst: „Franziskus ist der Tatortreiniger des Katholizismus“. Je mehr er sich uffreescht, desto unerhörter wird seine Vitalität und unglaublicher seine Komik.
Die manipulativen Äußerungen der politischen Kaste komponiert er auf dem iPad zu entlarvenden Polit-Potpourris oder baut sich mit einem Looper, der Töne in Schleifen aufnimmt, zur hyperaktiven Ein-Mann-Rockband zusammen. Moderne Technik kann nützlich sein. Hätte es Twitter früher gegeben, hätten wir vielleicht einen anderen Blick auf historische Ereignisse wie das Letzte Abendmahl. So könnte ein Jünger getwittert haben: „Jesus bricht Brot. Kein schöner Anblick.“
Lach- und Schießgesellschaft, bis Sa, 22. 2., 20 Uhr, Telefon 39 19 97