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Lach- und Schießgesellschaft: So geht es weiter mit der Kultbühne

Die Münchner Lach- und Schiessgesellschaft ist nach der Insolvenz gerettet. Wie es jetzt weiter geht.
von  Robert Braunmüller
Die beiden neuen Geschäftsführer (v.l.): Christian Schulz (Redakteur, Autor und Entwickler von TV- und Streamingformaten) und Ulrich Spandau (Unternehmensberater) mit Alt OB Christan Ude vom Rettungsverein "Die Ladenhüter".
Die beiden neuen Geschäftsführer (v.l.): Christian Schulz (Redakteur, Autor und Entwickler von TV- und Streamingformaten) und Ulrich Spandau (Unternehmensberater) mit Alt OB Christan Ude vom Rettungsverein "Die Ladenhüter". © Robert Braunmüller

München - Auf der Haimhauserstraße radelt gerade Till Hofmann vorbei, der nebenan ein Büro hat. Er zog sich 2021 als Gesellschafter und Geschäftsführer aus der Lach- und Schießgesellschaft zurück. Danach ging’s weiter abwärts: Im vergangenen Februar zerstritten sich die Gesellschafter Bruno Jonas, Laila Nöth und Stefan Hanitzsch über den künftigen Kurs und die Finanzen der 1956 eröffneten Kabarettbühne, die durch Dieter Hildebrandt, Klaus Havenstein, Hans Jürgen Diedrich, Ursula Herking und dem Regisseur Sammy Drechsel zur Legende wurde.

Hofmann schaut so gut gelaunt grantig drein wie immer. Er sagt lieber gar nichts zu den Wartenden vor der legendären Bühne, die sich drinnen das Rettungskonzept der neuen Geschäftsführer vorstellen lassen. Zu Silvester soll die Lach- und Schieß wieder öffnen, so die Interimsgeschäftsführer Christian Schultz und Ulrich Spandau, die den „Laden“ nun mit verändertem Konzept ganz übernehmen wollen.

Zukunft für Lach- und Schießgesellschaft gesichert: Finanzielles bleibt im Nebel

Das Finanzielle blieb im Nebel, einiges wird konkret. Der Vertragsabschluss mit einem jungen Gastronomen soll unmittelbar bevorstehen. Die bisher nur zu Vorstellungen geöffnete Kabarettbühne wird zu einem Tagescafé mit „modern interpretierter bayerischer Küche“. Die bisher verschlossenen Fenster werden geöffnet, die Bühne auf die gegenüberliegende Seite des Raums verlegt.

Dem Eindruck, die Lach- und Schießgesellschaft verwandle sich nun in eine beliebige Schwabinger Touristenfalle, treten die neuen Geschäftsführer entgegen: Die Bühne soll eine „Humorschmiede für Kabarett-Talente“ werden. Nachwuchspflege in den Bereichen Musik, Lesungen und Comedy soll im Vordergrund stehen, aber auch das bisherige Ensemble wird dem Vernehmen nach mit einem neuen Programm wieder auftreten.

Ein Bild aus viel besseren Zeiten im Januar 1999: Die Mannschaft der Münchner Lach- und Schießgesellschaft vor ihrem Domizil in der UrsulastraßeMünchen: v.l. Geschäftsführerin Catherine Miville und die Ensemblemitglieder Simone Solga, Andreas Rebers, Hans-Jürgen Silbermann und Erich Hallhuber. Rechts daneben die Stützen des Kabaretts, Autor Klaus Peter Schreiner und Dieter Hildebrandt.
Ein Bild aus viel besseren Zeiten im Januar 1999: Die Mannschaft der Münchner Lach- und Schießgesellschaft vor ihrem Domizil in der UrsulastraßeMünchen: v.l. Geschäftsführerin Catherine Miville und die Ensemblemitglieder Simone Solga, Andreas Rebers, Hans-Jürgen Silbermann und Erich Hallhuber. Rechts daneben die Stützen des Kabaretts, Autor Klaus Peter Schreiner und Dieter Hildebrandt. © Foto: dpa/Frank Mächler

Nachwuchs tritt auch in Hofmanns Vereinsheim auf. Das neue Konzept wirkt wie der Versuch, den Mythos Lach- und Schieß durch Beliebigkeit zu retten. Das neue Duo bringt jedenfalls eine gewisse Erfahrung mit: Christian Schultz wirkt als Redakteur, Autor und Entwickler von TV- und Streamingformaten. Er arbeitete für private und öffentlich-rechtliche Medienunternehmen. Ulrich Spandau ist Unternehmensberater und Beiratsmitglied im „Forum für Humor und Komische Kunst“. Ihr Business-Plan überzeugte den Insolvenzverwalter Rolf G. Pohlmann, der die alte Lach- und Schießgesellschaft abwickelt, was noch eine Weile dauern wird.

Neuanfang: Gläubiger sollen ausbezahlt werden

Insolvenzen bringen den Charme eines Neuanfangs mit sich. Die alten Gesellschafter Laila Nöth, Stefan Hanitzsch und Bruno Jonas sind draußen. Die Gläubiger werden ausbezahlt – vorhandene Mittel vorausgesetzt. Es scheint auch einen Investor im Hintergrund des Neuanfangs zu geben, aber über alles Finanzielle wurde Stillschweigen vereinbart.

Christian Ude vertrat bei der Vorstellung des neuen Konzepts den zur Rettung gegründeten Verein „Die Ladenhüter“. Der Alt-OB zeigte sich zufrieden. In nur vier Monaten sei viel geschafft worden. Einvernehmen mit dem Hauseigentümer und der pachtenden Brauerei sei hergestellt, die Namensrechte konnten gesichert werden. Ob die „Ladenhüter“ weiter aktiv bleiben, werde bei einer Mitgliederversammlung entschieden. Nur eins ist sicher: Selbst in der neuen Lach- und Schieß auftreten werde er zur Vermeidung von Gerede jedenfalls nicht.

In den nächsten Monaten soll der im Moment eher unansehnliche Raum modernisiert und hergerichtet werden. Der Flügel sei in Sicherheit gebracht, die berühmte Ahnengalerie ebenfalls. Sie soll auch – in veränderter Form – in die Neugestaltung einbezogen werden. Die neuen Geschäftsführer zeigten sich zuversichtlich, dass sich die Lach- und Schießgesellschaft mit ihren etwas mehr als 100 Plätzen durch den Mix aus Gastronomie und Kabarett wirtschaftlich bespielen lässt.

Ein Haus mit Geschichte: Im Jahr 1961 spielte das Ensemble der Münchner Lach- und Schießgesellschaft - Ursula Noack, Klaus Havenstein und Dieter Hildebrandt - das aktuelle Programm "Wählt den, der lügt". Ob es noch aktuell wäre?
Ein Haus mit Geschichte: Im Jahr 1961 spielte das Ensemble der Münchner Lach- und Schießgesellschaft - Ursula Noack, Klaus Havenstein und Dieter Hildebrandt - das aktuelle Programm "Wählt den, der lügt". Ob es noch aktuell wäre? © Foto: Georg Göbel/ dpa

SPD will Neaufang finanziell unterstützen

Der bei den „Ladenhütern“ aktive SPD-Stadtrat Lars Mentrup hat mit dem rotgrünen Rathausbündnis den Antrag eingebracht, den Neuanfang finanziell zu unterstützen. Damit ist zu rechnen, weil sich nach der Insolvenz auch Dieter Reiter und der städtische Kulturreferent Anton Biebl für den Erhalt der Bühne stark gemacht haben.

Und was ist mit Till Hofmann, der viele bekannte Kabarettisten unter Vertrag hat? Er scheint nicht zu grollen. Man verstehe sich mit ihm gut, so das neue Team, treffe sich beim Radeln durch Schwabing und nehme wechselseitig die Post an.

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