Ines Anioli im Circus Krone: Jede Frau ist eine nicht ganz perfekte Göttin

Sein Name bleibt unerwähnt, aber er ist keineswegs der rosa Elefant im Raum, über den niemand sprechen will. Im Gegenteil: Große Teile ihrer Show ist "der Scheiße'" gewidmet, die ihr in den letzten drei Jahren widerfuhr, und die hängt mit ihrem Ex-Freund und Berufskollegen Luke Mockridge zusammen. 2019 hatte Ines Anioli gegen ihn Vergewaltigungsvorwürfe erhoben, aber die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen aus Mangel an Beweisen ein.
Ines Anioli hat die Fans hinter sich
Die Fans, die fast ausschließlich weiblich und sehr jung sind, nutzen Aniolis Auftritte für leidenschaftliche Solidaritätsbekundungen. Den Tränen nahe dankt die Comedienne am Schluss dafür. Die letzte Zeit habe sie "hauptberuflich" damit zugebracht, sich im Internet als Lügnerin beschimpfen zu lassen. Sie sei verrückt, hieß es, und es gebe viel weniger Männer, die für verrückt gehalten werden. Dabei "machen auch Männer Dinge, die gaga sind. Männer schreien Fußballer an – durch den Fernseher".
Der Titel der Show ist die feministische Botschaft, denn jede Frau sei eine "Goddess", und auch Göttinnen waren nicht perfekt. Bei dieser Gelegenheit überrascht sie mit einem Ausflug in die griechische Mythologie, denn schließlich hielt Thetis ihren Sohn Achilles so ungeschickt in die Fluten des Styx, dass eine verwundbare Stelle blieb. Andererseits sei es gar nicht die Ferse, die die empfindlichste Stelle des Mannes ist.
Ines Anioli macht's auf die direkte Art
Damit ist man in der Körperregion, die den thematischen Schwerpunkt des Anioli-Solos bildet. Wenn sie von Lippen spricht, muss sie es betonen, wenn die Lippen im Gesicht gemeint sind. Manchmal hört sie sich an wie die schwer erziehbare Schwester von Mario Barth, wenn sie etwa über Fäkalspuren in der Kloschüssel oder in der Unterwäsche plaudert. Sehr anschaulich berichtet sie auch von ihren Erfahrungen beim Waxing im Intimbereich.
Die direkte Art hat vielleicht mit ihrer Herkunft zu tun, erläutert die 35-jährige Duisburgerin: "Du kriegst das Mädel aus dem Ruhrgebiet, aber nicht das Ruhrgebiet aus dem Mädel". Ganz am Ende des oft quälend unterkomplexen Programms tanzt sie wieder, und das kann sie so göttinnengleich, dass der Circus Krone bei ihrem München-Gastspiel für ein paar Minuten zum brodelnden Club wurde.