In der Lach- & Schießgesellschaft: "Rebers muss man mögen"
Andreas Rebers erklärt die Kunst der Variation und wie politisch Kabarett sein muss, um relevant zu sein. „Rebers muss man mögen“ heißt sein Programm, das heute München-Premiere hat
Nach einem Gespräch mit Andreas Rebers könnte man ein kleines Buch schreiben. Einen Abriss über die Geschichte des Ersten Weltkriegs gibt er unter anderem im Gespräch, das wird er vermutlich auch in der Lach- und Schießgesellschaft tun, darum lassen wir das an dieser Stelle mal raus. Aber bei Rebers weiß man sowieso nie.
AZ: Herr Rebers, Sie spielen Ihr Programm vier Wochen in der Lach- und Schießgesellschaft. Wär’s nicht zeitökonomischer, zweimal im Circus Krone zu spielen?
ANDREAS REBERS: Der Circus Krone ist nicht meine Welt. Das ist ein bisschen groß, dort spielen eher die Locals, die wirkliche Prominenz. Ich glaube, ich bin ein bisschen zu anarchisch dafür.
Und vielleicht mögen Sie den intimen Rahmen lieber.
Das ist meine achte Premiere. Ich war am Anfang im Ensemble der Lach und Schieß für zwei Jahre. Dann habe ich für das Ensemble noch ein drittes Jahr geschrieben. Das ist für mich so meine Bühne. Im Lustspielhaus spiele ich immer wieder Einzeltermine, aber es ist auch nicht richtig voll, sondern gut besucht. Ich werde ja nicht als Münchner Künstler wahrgenommen. Ich habe keinen Stallgeruch. Vor drei Jahren sagte die Kinseher zu mir: Um in Bayern erfolgreich zu sein, bist du nicht fett genug.
Sie kommen aus dem niedersächsischen Weserbergland, wo die Menschen schlank sind und Sie mit der Stimmungskappelle „Los Promillos“ Furore machten. Kehren Sie oft in die Heimat zurück?
Ja, ich habe immer noch viel Kontakt zu meiner Heimat, obwohl das 700 Kilometer im Norden liegt. Im letzten Jahr habe ich dort in einem Festzelt als Ehrengast gespielt, "150 Jahre Turn- und Sportverein". Dann haben bald die ersten gerufen: Das versteht sowieso hier keiner! Mach' mal was von früher! Hab' ich dann auch gemacht. Ich hab zum Schluss auch ein paar Volkslieder gespielt und musste feststellen: Die Leute konnten die Strophen nicht mehr!
In der Lach und Schieß werden Sie jetzt vermutlich wieder politisches Kabarett machen.
Ja, wobei ich mich nie in einer klar definierten politischen Rolle gesehen habe. Natürlich sind viele kritische Gedanken drin. Was mich im Moment umtreibt, sind diese internationalen Verwerfungen, die schön geredet werden. Dieses ganze Kasperl-Theater um Syrien, Ägypten und den Nahen Osten fällt in das Ressort des Außenministers. Deutsche Außenpolitik ist aber letztendlich nichts anderes als Klinkenputzerei. Außenpolitik macht nicht der Außenminister, sondern Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Wirtschaftsminister. Wenn Steinmeier durch die Welt fliegt, hat er immer ein paar Bosse im Handgepäck. Die internationale Diplomatie ist kein Kindergeburtstag. Es geht um Aufteilung: Afrika ist aufgeteilt, Asien ist aufgeteilt, und das, was übrig ist, darum kloppt man sich.
Der Inhalt Ihres neuen Programms…
…ist die Fortsetzung der Dinge, die ich immer gemacht habe. Wenn ich eine Premiere spiele, dann habe ich immer viele neue Lieder dabei. In diesem Fall habe ich mich wirklich weit aus dem Fenster gelehnt: Ich habe mit DJ Krautbäurin ein paar Sachen remixed, von Merjan Dede zum Beispiel, den in der Türkei jeder kennt. Auch eine Eminem-Nummer haben wir zertrümmert.
Und die Texte?
Ich komme von der Musik. Deswegen ergeben sich die Formen erst, wenn ich die Lieder fertig habe. Zwischen den Liedern habe ich neue Moderationstexte, aber wie ich insgesamt von Höcksen auf Stöcksen komme, dat weß ich noch nit. Aber wenn ich merke, es stimmt etwas mit der Grundenergie nicht, bin ich ganz brutal, schmeiß eine neue Nummer raus, nimm eine alte Nummer rein. Das muss so sein.
Das heißt aber auch, ein regelmäßiger Rebers-Zuschauer wird immer wieder Nummern kennen.
Die Abende sind nie identisch. Mir fallen immer Geschichten ein, auch spontan auf der Bühne. Und wenn ich Lieder schreibe, weiß ich: Es gibt nichts Blöderes, wenn die Zuschauer wissen, was die nächsten drei Minuten passiert. Ich denke mir ein Lied mit einer bestimmten Form aus. Dann spiele ich das vor und viele sagen, ach, das ist schön. Dann sage ich, ja, aber es reicht mir nicht. Wenn ich ein Lied mit sechs guten Strophen habe und singe und singe und es wird eine Energie frei, dann denke ich irgendwann: Ha! Vier Strophen weg. Zwei Strophen reichen.
Das ist beherzt.
Ja. Kabarett ist wie Salat: Es muss frisch bleiben.
Lach- und Schieß, bis 15.2., Di-Sa, 20 Uhr, 391997