„Hellas München“ in der Kammer 3

„Hellas München“ erzählt in der Kammer 3 von Münchnern mit griechischem Migrationshintergrund
von  Mathias Hejny
Leben zwischen München und Griechenland: Valantis Beinoglou, Aikaterini Softsi, Prodromos Tsinikoris, Angelos Georgiadis (v.l.n.r.).
Leben zwischen München und Griechenland: Valantis Beinoglou, Aikaterini Softsi, Prodromos Tsinikoris, Angelos Georgiadis (v.l.n.r.). © Judith Buss

Kommen wir zum Wetter: „München acht Grad, Athen 18 Grad“ liest der Radiosprecher und nennt damit einen der zentralen Gründe für das Heimweh der Griechen in Deutschland. Radio ist der Rahmen für das Dokumentartheaterprojekt „Hellas München“ in der Kammer 3. Denn für die Griechen, die entweder als Gastarbeiter angeworben oder zwischen 1967 und 1974 der Militärdiktatur entflohen waren, gab es allabendlich ein Ereignis, zu dem man sich vor den Empfangsgeräten versammelte: Um 20.20 Uhr begann fast 40 Jahre lang im Bayerischen Rundfunk „Brüder in der Fremde“.

Die jungen Regisseure Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris verzichten bei ihre „Sendung“, die am Premierenabend live im Netz ausgestrahlt wurde, zwar nicht auf Udo Jürgens und seinen „Griechischen Wein“, aber mehr an deutscher Sentimentalität gibt es nicht. Manchmal bricht die auch an Gefühligkeiten nicht eben arme Seele der Griechen durch, und man sieht zum immer leicht melancholisch verhangenen Pop vom Peloponnes tanzende Menschen, wenn wieder einer von den ihren ins fremde, kühle Deutschland verabschiedet werden muss.

Heimatabend für Griechen

Doch die drei Münchner mit griechischem Migrationshintergrund, die von den Kammerspielen vorgestellt werden, haben von den Eltern und Großeltern gelernt. Nach „60 Jahren Heimweh“ waren sie nie in Deutschland wirklich angekommen. Die neue Generation will, so die entschlossene Botschaft der 70 Minuten, ihr Glück nicht aufschieben, bis sie wieder zu Hause ist, sondern sucht ihren Platz in der deutschen Gesellschaft, auch wenn man dort sogar bei Frost zum Rauchen ins Freie muss.

Aikaterini Softsi ist Architektin, bekam in der Heimat keine Arbeit und begann, als sie in München ankam, in der Gastronomie als Spülerin. Inzwischen ist sie Köchin in einem bayerischen Wirtshaus, schwärmt von der multikulturellen Belegschaft an ihrem Arbeitsplatz, und ihre Energie verdeckt fast die Trauer darüber, dass sie keine Häuser entwerfen darf, sondern Gemüse schnippelt. Besser haben es ihre beiden männlichen Landsleute getroffen. Der studierte Informatiker Valantis Beinoglou kümmert sich um die IT bei einem Handelsunternehmen am Flughafen und der Tourismusmanager Angelos Georgiadis ist bei einem Münchner Reiseunternehmen angestellt.

„Hellas München“ ist weniger Theaterevent als ein sympathischer Informationsabend für Nichtgriechen und ein sich gut anfühlender Heimatabend für Griechen, die am Premierenabend die große Mehrheit des Publikums bildeten. Azas und Tsinikoris laden ein zum großen Umarmen, meiden erfolgreich die meisten Vorurteile, die wir gegenseitig pflegen, rütteln aber zum Glück nicht an einem der populärsten Klischees: Griechen sind sehr, sehr freundliche Menschen.

Kammer 3, 25., 26. März, 5., 6., 24. April, 20 Uhr, sonntags 18 Uhr, Telefon 23396600

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