Helge Schneider: Stockvoll vom Affen gebissen
München - Er ist wieder da – und wie! „Lass knacken Oppa“, muss sich Helge Schneider gedacht haben, als er seinen Ruhestand am Amazonas, wo er es sich mit einer kleinen Rente bequem gemacht hatte, kurzerhand beendete und sich im Februar dieses Jahres zur gleichnamigen Tournee aufmachte.
Zur München-Premiere im ausverkauften Circus Krone hat sich der 60-jährige Ex-Rentner ordentlich in Schale geworfen: vor der Pause Saturday-Night-Fever-Plateauschuhe zum cremeweißen Einteiler, die Krawatte lila-pink. Nach der Pause überzeugt er in einem Ensemble aus Leggins mit Neon-Cosmic-Optik, Schlangenlederstiefeln und einem feuerwerksbunten Hemd aus Acetat.
Nachdem er sich bei seinen Fans für ihre „Erscheinungsform“ bedankt hat, beginnt er mit „Wurstfachverkäuferin“ sein dreistündiges Programm, das vor allem musikalisch immer mehr Fahrt aufnimmt und in einem atemberaubenden Solo-Schlagzeug-Showdown zwischen ihm und seinem Drummer Willy Ketzer mündet. Helge eröffnet das Duell mit den Worten: „Willkommen im Altersheim“.
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Viel Raum für Jazz
Überhaupt gibt das aktuelle Programm dem Jazzvirtuosen Schneider viel Raum – für sein Saxofon-Solo möchte man vor ihm in die Knie gehen. Zu seiner Band ist er zwar nicht so nett („Wenn ihr mich fragt, alle in meiner Band haben einen an der Waffel“), aber das kennt man ja nicht anders von ihm. Eine Schreckensherrschaft. Davon kann auch Bodo ein Lied singen, der wie üblich Tee bringen muss – nicht zu schnell und nicht zu langsam, nicht zu viel und nicht zu wenig.
Unterstützt wird er neuerdings von einem Auszubildenden aus Spanien. „Wenn Bodo mal tot ist“, heißt die pragmatische Erklärung. Auch Sergej Gleithmann darf ab und zu aus seiner „Evolutionsecke“ herauskommen, zum Beispiel um im engen schwarzen Turnanzug, mit wallendem weißen Haar und Bart und „jetzt neu mit Bauch“ den „Meisenmann“ zu tanzen.
Natürlich kennen seine Fans einen Großteil der Sinn- und Endlos-Geschichten schon in- und auswendig, aber erstens gehört das zum Helge-Kult und zweitens variiert er seine Texte immer wieder. Im Programm sind aber auch neue Lieder wie „Tanz auf dem Vulkan“ oder der „Rasenmäher-Blues“.
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"International Helge“
Außerdem kann er jetzt Geschichten aus Mexiko erzählen, das „zwischen Amerika liegt“, oder aus Shanghai, wo er auch Konzerte gespielt haben will, weil er als "International Helge“ Fans auf der ganzen Welt hat, die gut und gerne einen „16-stelligen Betrag für einen gebrauchten Q-Tip“ von ihm ausgeben würden. Ach ja, und wer noch nie in Shanghai war, soll wissen, dass dort „etwa 30 Millionen Einwohner auf einer Fläche so groß wie Schwabing“ wohnen und man Sushi isst, das ist „so eine Reispampe mit einem Pflaster drum“.
Wer könnte ihm nicht stundenlang dabei zuhören wollen? Seine Fans tun es jedenfalls. Und es steckt ja auch viel Wahrheit in seinen Ergüssen. „Ich glaube fest daran, dass man sich nur lieben kann, wenn man sich nicht kennt“, sagt er zum Beispiel, und er muss es ja wissen.
Nach der Zugabe, als das Publikum schon den Saal verlässt, sitzt Helge Schneider noch eine Weile am Klavier und klimpert versonnen vor sich hin, so wie damals in der Sierra Nevada vor seinem windschiefen Campingzelt, nachdem er seinen Eintritt in den Ruhestand verkündet hatte. Ist ihm aber zu langweilig geworden. Zum Glück.
Noch einmal Sa und So, 20 Uhr
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