Hat das Burgtheater bei Residenztheater-Intendant Martin Kušej angerufen?
Der Intendant des Münchner Residenztheaters, Martin Kušej, hat Gerüchten über einen Wechsel an das krisengeschüttelte Wiener Burgtheater eine Absage erteilt – zumindest vorerst. „Ich kenne das Burgtheater enorm gut und wünsche ihm, dass es sich in Ruhe und Frieden und kreativ wiederfinden und den gigantischen Schuldenberg abbauen kann“, sagte der Österreicher am Donnerstag in München. „Wenn der abgebaut ist, dann höre ich auch wieder hin, wenn jemand ruft.“
Bislang habe es aber kein Angebot gegeben, sagte er. Im Übrigen fühle er sich als „Resi“-Chef auch sehr wohl. „Wir haben hier richtig fett was geschafft. Wer auch immer ruft, muss sehr laut rufen.“ Kušej ist seit 2011 als Nachfolger von Dieter Dorn Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels. Sein Vertrag läuft bis Sommer 2016. So lange läuft auch der Vertrag der Interimsintendantin am Burgtheater, Karin Bergmann. Wie es danach weitergeht, das hielt Kusej bei der Spielzeit-Präsentation seines Theaters offen.
Castorf inszeniert Brecht
Auf 78 Prozent Auslastung schaffte es sein Haus mit den drei Bühnen im „Resi“, im Cuvilliés-Theater und im Marstall in der laufenden Spielzeit. In der vorherigen Saison war es mit 80,5 Prozent etwas mehr – allerdings war das auch der beste Wert seit zehn Jahren.
In der kommenden Saison setzt Kušej wieder auf eine Mischung aus renommierten Regisseuren und neuen Gesichtern. Frank Castorf inszeniert Bertolt Brechts „Baal“, Kusej selbst bringt „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ und „Einer muss der Dumme sein“ von Georges Feydau auf die Bühne.
Bevor es soweit ist, hat aber Johann Wolfgang von Goethe „Faust“ Kušej und sein Theater in dieser Spielzeit noch fest im Griff. „Ich komme drauf, dass Johann Wolfgang von Goethe echt kompliziert ist“, sagte Kusej, der am 5. Juni den ersten „Faust“ seit mehr als 30 Jahren auf die „Resi“-Bühne bringt. Und er verrät schon mal soviel: „Ein Wissenschaftler, der noch nie Sex hatte und den Stein der Weisen sucht, kann im 21. Jahrhundert nicht die Hauptfigur sein – zumindest in meinem „Faust“ nicht.“