Glaub’ ja nicht, dass dich keiner sieht
Unheimlich gut: Das Experiment „yoUturn“ von Christiane Mudra zum Thema Überwachung
Wir werden beobachtet. Ständig. In den U-Bahnhöfen, vor den Geschäften, zwischen Kaufinger- und Neuhauserstraße allein von 40 Kameras. Es geht dabei auch um unseren Schutz. Aber wie weit darf die Kontrolle des öffentlichen Raums gehen?
Die Regisseurin Christiane Mudra hat sich mit der Observation in all ihren Ausformungen auseinandergesetzt, die Kameras in München sind da nur ein kleiner Bestandteil eines ausgiebig recherchierten Überwachungsexperiments. Mudra hat Zeitzeugen befragt, eine Menge Informationen gesammelt, über die Spyware-Exporte deutscher Hersteller in despotischen Staaten, über skandalöse Fälle der Überwachung durch den Verfassungsschutz oder die Machenschaften der NSA. Fünf Touren hat sie mit ihrem Team aus diesem Material erarbeitet.
Man macht jede Tour alleine, den Startpunkt bekommt man per email mitgeteilt. An diesem Ort ist der Anfang einer Geschichte deponiert, die man lesen soll, die fortgesetzt wird, sowie eine Handlungsanweisung „Gehe zu...“, die einen zum nächsten Ort führt. Zudem hat man seine Handynummer mitgeteilt. Bei einer Tour steht die wahre Geschichte von Monika Lembke im Zentrum. Sie stellte 1982 einen Ausreiseantrag in die BRD, woraufhin ihre Familie von der Stasi aufs Übelste drangsaliert wurde.
Mudra möchte uns diese Geschichten nahe bringen, sehr nahe, möchte auch das Gefühl der Angst, der Paranoia vermitteln: Wer ruft da einen während der Tour immer wieder an? Woher weiß diese Person so viel? Die spannende Schnitzeljagd durch München steuert auf ein Ziel hin. Man sollte eine gewisse Offenheit für dieses Experiment mitbringen. Es lohnt sich! Am Ende hat man viel über Überwachung gelernt. Und die Stadt hat plötzlich viele Augen, die dich anschauen.
Bis 17. Oktober, jeweils 17.30, 19 und 21 Uhr. Pro Termin sind 5 Plätze verfügbar. Anmeldung unter yoU.turn@aol.com
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- National Security Agency